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Brüder und Schwestern, zur Sonne, zur Freizeit

■ Metaller schöpfen Kraft vor dem großen Streik

Berlin (taz) – Nachdem in Großbritannien gerade der 1.Mai als Feiertag gestrichen wurde, wollten die deutschen ArbeiterInnen offenbar besonders dessen Notwendigkeit als Ausflugsgelegenheit demonstrieren. Jedenfalls nutzten sie das hochsommerliche Wetter anders, als sich die Gewerkschaften zwei Tage vor dem angekündigten Metallerstreik das ausgemalt hatten. So mußte DGB-Chef Hans- Werner Meyer seine Rede in Schwerin vor gerade mal 700 Kundgebungsteilnehmern halten. Arbeitgeber und Regierungskoalition wollten den Einstieg in den Ausstieg aus dem Tarifvertrag probieren.“ Das Ziel sei der „rechtlose Tagelöhner“.

In Dresden drängelten gerade mal 1.000 Menschen, um ÖTV-Chefin Monika Wulf-Mathies zu sehen. Auch ihre Gewerkschaft werde, sagte sie, an der für Juli vorgesehenen Lohnangleichung auf 80 Prozent des Westniveaus nicht rütteln lassen. Insbesondere die Frauen drohten gleich mehrfach zu Verliererinnen der Einheit zu werden, deshalb: „Wir brauchen Frauenrechte in der Verfassung und in den Köpfen der Männer.“

Nach Einschätzung von IG-Metall- Chef Franz Steinkühler, der vor immerhin 2.000 Leuten in Magdeburg redete, droht der Bundesrepublik eine Spaltung in einen reichen Westen und einen armen Osten. Schon seien 75 Prozent aller Industriearbeitsplätze im Osten verlorengegangen.

Die größten Kundgebungen kamen in Berlin (30.000), Hamburg (10.000) und Frankfurt (rund 7.500) zustande. In Berlin gab es nach der separaten „Revolutionären 1.-Mai-Demo“ Auseinandersetzungen mit der Polizei – verglichen mit den vergangenen Jahren allerdings schätzten Polizisten wie Autonome die Lage als relativ ruhig ein. Die Veranstalter hatten die Demonstration, „um die Teilnehmer nicht länger zu gefährden“, vorzeitig aufgelöst. Reportagen aus Berlin und Magdeburg Seite 5

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