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Mit Kobras und Kondomen nach Somalia

■ Wie die Bundeswehrsoldaten in Koblenz für den Somalia-Einsatz üben / Vorauskommando soll nächste Woche starten / Hauptkontingent folgt erst im August

Koblenz (taz) — Falls auf ihn geschossen wird, weiß MG- Schütze Ingo Zurek, was zu tun ist. „Das erste ist, aus dem Feuer zu verschwinden“, sagt der 22jährige Bundeswehrsoldat mit dem blauen UN-Käppi. Anfang nächster Woche wird Zurek als einer von 40 Männern mit einem Erkundungskommando der Bundeswehr nach Somalia fliegen, um den ersten großen deutschen Blauhelm-Einsatz vorzubereiten. An diesem Dienstag steht Zurek jedoch nicht im Kampf, sondern umringt von Fernsehkameras auf der zugigen Schmittenhöhe über Koblenz.

Die Bundeswehr führt vor der Presse vor, wie die Kundschafter für ihre Afrika-Expedition trainieren, zusammen mit den 100 Soldaten des Vorauskommandos, die eine Woche später nachfolgen sollen. Außer zwei Wehrpflichtigen und einigen Reservisten, die sich freiwillig meldeten, wurden sie zu dem Einsatz kommandiert. Das sei mal „etwas neues“, sagt Zurek mit unbewegter Miene. „Eine gesunde Angst“, räumt er ein, „gehört dazu“.

Feindliche Schüsse scheinen jedoch nicht die Hauptgefahr für die deutsche Afrika-Mission zu sein, eher schon kritische Presseberichte. In Somalia wird das Erkundungskomando mit Pistolen, Sturm- und Maschinengewehren bewaffnet sein. Auf der Schmittenhöhe trägt an diesem Dienstag keiner der Soldaten eine Schußwaffe. Die Risiken in Afrika werden, so scheint es, eher im nichtmilitärischen Bereich auftreten: Im Kampf gegen zusammenbrechende Zelte, Sonnenstich, Schlangenbisse, Aids und nichtverbuchte Finanztransaktionen.

Ein Hauptmann der Reserve, der in Somalia als Buchhalter fungieren wird, übt mit seinen Kollegen das Aufbauen olivgrüner Zelte. Um die Gefahr von Schlangenbissen plastisch zu machen, hat Sanitätsoffizier Bernhard Uehre eine weiße, ausgestopfte Kobra aus seinen Privatbeständen mitgebracht und auf dem Waldboden aufgebaut. Ein Ausbilder hat einen Lehrsatz gegen die Hitze parat: „Kein Alkohol, aber trinken bis zum Pinkeln.“ Das Überziehen von Kondomen trainieren die Soldaten nicht. Wohl aber werden, wie es heißt, Präservative „reichlich gestellt“.

Psychologische Schulung und Sprachunterricht gehören nicht zum Curriculum der Vorauskommandos. Ein Faltblatt mit einigen Standardausdrücken in der Landessprache, so heißt es, werde mitgegeben. Von Anfang an seien Militärpfarrer dabei, verspricht Generalleutnant Peter Carstens, der die gesamte Somalia-Aktion von Koblenz aus kommandieren wird. Ob und in welchem Umfang die Bundeswehr in Somalia konkrete Hilfe für die Bevölkerung leistet, läßt er offen. Der „Schwerpunkt“ des deutschen Einsatzes, das ist für ihn klar, wird im Transport von Nachschub für die 30.000 UNO- Soldaten liegen.

Weil Ort und Art des Einsatzes immer noch nicht restlos geklärt sind, so deutet der General an, wird das 1.500 Mann starke Hauptkontingent drei Monate später in Somalia ankommen als geplant. Erst wenn die Vorauskommandos in zwei bis drei Wochen ihre Berichte abgeliefert haben, können die erforderlichen Truppenteile ausgewählt werden. Dann müssen die Soldaten zehn Wochen lang ausgebildet werden. Ein Starttermin im August, so Carsten, sei „realistisch“. Hans-Martin Tillack

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