Feminismus™ neu gedacht: Putzen ist Punk, oder?

Hausfrauen, Gespräche am Küchentisch und unterschiedliche Formen des Feminismus: unsere Kompliz*innen des Missy Magazine auf dem taz.lab.

Katze – beste Freundin der Hausfrau und fotogen herausgeputzt. Bild: Jorge Gonzales/Flickr (CCBYSA2.0)

Fremde oder Freunde? Schon Howard Carpendale befand sich in dieser Zwickmühle, die gar keinen Gegensatz beschreibt, sondern eine differenzierte Analyse von Beziehungen. Fremd und doch befreundet, das schließt sich keineswegs aus. Vielmehr fragen wir uns besonders seit den Ereignissen von Köln, wie Kompliz*innenschaften oder große Bündnisse aussehen können.

„Ein großer Widerspruch ist und bleibt die Abwertung feminin konnotierter Eigenschaften.“

Auch wenn immer noch viele den Feminismus™ als eine homogene Blase sehen, Realität ist, dass es unterschiedlichste Formen eines feministischen Aktivismus gibt, die untereinander nicht immer als Bündnisse funktionieren können. Wie ein paar dieser innerfeministischen Konflikte aussehen, wo Allianzen Sinn ergeben und wo der Alleingang heilsam ist, wird das Missy Magazine auf dem taz.lab erforschen. 

Ein großer Widerspruch ist und bleibt die Abwertung von feminin konnotierten Eigenschaften oder auch Femme-Feindlichkeit. So absurd es klingen mag, setzen viele Feminist*innen Make-up, Hausarbeit und High-Heels mit einer gefälligen Haltung gegenüber dem Patriarchat gleich. Schließen Lippenstift und radikale Politiken sich aus? Was ist mit Religion und Systemkritik? Ist Putzen nicht doch eigentlich Punk?

In feministischer Tradition nach Silvia Federici laden die Missys Hengameh Yaghoobifarah und Katrin Gottschalk in „Essen ist fertig! Widersprüche des Feminismus am Küchentisch verhandeln“ zu einer Kitchen-Table-Konversation an der langen Tafel ein. Einblicke in ihre femme-inistische Praxis gewähren uns die Autorinnen und Aktivistinnen Ahima Beerlange und SchwarzRund sowie die Kultur- und Religionswissenschaftlerin Leyla Jagiella.

Solidarische Kompliz*innenschaft

Von den feministischen Widersprüchen weiter zu antirassistischen Bündnissen: Bei „Wir brauchen euch nicht! Warum Personen of Color lieber alleine kämpfen als sich bevormunden zu lassen“ sprechen unter anderem die Künstlerin, Theoretikerin und Autorin Grada Kilomba, die Regisseurin und Musikerin Nirit Sommerfeld sowie die Aktivistin und Ko-Organisatorin des „Cutie.BPoC Fest“ Leila Mukhida über antirassistische Arbeit. Unsere Panelist*innen erzählen und diskutieren darüber, warum die eigene Betroffenheit für den Kampf wichtig ist, wie dieser ohne direkte Anwesenheit von weißen Unterstützer*innen aussieht und welche Hürden ihnen im Weg stehen. Missy-Mitarbeiterin Dominique Haensell moderiert diese Veranstaltung. 

Wie eine solidarische Kompliz*innenschaft in antirassistischen Bündnissen konkret aussehen kann, besprechen Saideh Saadat-Lendle von LesMigras, Denise Garcia Bergt vom International Women Space und Esra Küçük vom Gorki-Theater bei „Nach dem Streicheln – Kompliz*innenschaft ohne Helfer*innensyndrom“. In ihrer Missy-Kolumne warnte Dr. Reyan Sahin alias Lady Bitch Ray (link to facebook) davor, dass deutsche Feminist*innen den gleichen Fehler der Paternalisierung machen könnten, wie sie es einige Generationen davor bei Gastarbeiter*innen taten.

Wie kann eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund aussehen? Welche Ressourcen können wir aufteilen? Worauf müssen wir achten? Was können wir machen, um für geflüchtete Frauen mehr Freund*innen zu sein? Missy-Chefredakteurin Katrin Gottschalk wird das Panel moderieren.

Wir freuen uns auf einen Tag voller nuancierter Debatten, einen Austausch über radikale Strategien und der Auseinandersetzung mit Differenzen.

HENGAMEH YAGHOOBIFARAH, Redakteurin des Missy Magazine