: Das Kind mit der Tasse ausgeschüttet
■ betr.: "Dröhnung als Krönung" (Bonn-apart), taz vom 30.4.93
betr.: „Dröhnung als Krönung“ (Bonn-apart), taz vom 30.4.93
Wir sind tief betroffen! Da müssen wir nun aus der Zeitung erfahren, daß die taz-RedakteurInnen nicht nur mit ihrer Schreibe für Gerechtigkeit von Kreuzberg bis Managua kämpfen, sondern unerschrocken auch ihre Magenschleimhäute in den Dienst an der guten Sache stellen...
Wir können ja verstehen, daß taz-Autorin Myriam Schönecker als Teetrinkerin keinen rechten Geschmack am Kaffee findet. Aber muß sie deshalb gleich das Kind mit der Tasse ausschütten und allen KonsumentInnen von fair gehandeltem Kaffee die baldige Gastritis prophezeien? Damit offenbart die Schreiberin nur einen Kenntnisstand über „Alternativ- Kaffee“ der mindestens zehn Jahre hinter der Entwicklung zurückhinkt. Inzwischen gibt es längst nicht mehr nur die schleimhautzerfressende Dröhnung als Alternative zum Konzernkaffee, sondern milde, säurearme Arabica-Sorten aus Hochlagen (zum Teil sogar aus ökologischem Anbau), die im schonenden Langzeitverfahren geröstet werden. KonsumentInnen von fair gehandeltem gepa-Kaffee müssen also keineswegs um ihre Magenschleimhäute fürchten.
[...] Getroffen werden mit dieser unqualifizierten Kritik nicht irgendwelche „müslifizierten“ Abgeordneten, sondern ganz konkret die Kleinbauern, die im alternativen Handel einen garantierten Mindestpreis erhalten, der ihnen bei der Aufrechterhaltung ihrer landwirtschaftlichen Existenz hilft. Darum ging es nämlich in der Pressekonferenz am 29.4.93, die durchaus keine „Werbeveranstaltung“ à la Frau Sommer war. Die vorgetragenen Informationen, u.a. von dem Vertreter von CECOOAG NOR (ein peruanischer Kooperativenverband von Kleinbauern), sind aber offenbar nicht zu Frau Schönecker durchgedrungen. Sie hätte sonst zumindest mitkriegen können, daß der im Bundestagsrestaurant ausgeschenkte „Café Ramón“ mitnichten ein reiner Nica-Kaffee, sondern eine Mischung aus Peru-, Costa-Rica- und Nicaragua-Kaffee ist. Auch die Frage nach der Preiskalkulation wäre wohl nicht „unergründlich“ gewesen – wenn frau sie denn gestellt hätte! [...] Petra Schrömgens,
Helga Kirchhoff, gepa mbh
Öffentlichkeitsarbeit, Schwelm
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