piwik no script img

Alles neu macht der Mai

■ Fresken der russisch-orthodoxen Kirche werden restauriert

der russisch-orthodoxen Kirche werden restauriert

Die russisch-orthodoxe Gemeinde will die wertvollen Fresken in der Zwiebelturm-Kirche in Stellingen restaurieren lassen. Es handelt sich dabei um für Hamburg einzigartige Wandmalereien, die mit einer mittelalterlichen Technik hergestellt wurden. Lediglich in dem ehemaligen Exiltreff der Russen in Pöseldorf, finden sich noch ähnliche Heiligenbilder an den Wänden. Jetzt wurde eine Klasse der Fachhochschule für Bildende Kunst in Hildesheim mit der Renovierung beauftragt. Die Kosten in Höhe von etwa 50 000 Mark will die Kulturbehörde aufbringen.

Als Anfang der sechziger Jahre die „russische orthodoxe Kirche des Auslands“, wie sie offiziell heißt, die Kirche des heiligen Prokop an der Hagenbeckstraße baute, konnte für die Innen-Bemalung ein alter russischer Baron aus Süddeutschland gewonnen werden. Er gehört zu den wenigen Künstlern, die die überlieferte Maltechnik kannten und ihre Farben noch mit Ei und Spinat anmischten. Die Farben müssen auf die noch feuchte Kalkwand aufgetragen werden und dürfen mit der Unterlage nicht reagieren. Ein Jahr nach Fertigstellung seiner wertvollen Arbeit starb der Maler jedoch. „Es war ein Spottpreis, den wir damals für die Ausmalung gezahlt haben“, so Gemeindevorsteher Theodor Beuck.

Vor allem die Rußpartikel der zahlreichen Kerzen haben die Bilder inzwischen geschwärzt. Darüber hinaus führte eine undichte Stelle im Dach zu einem Wasserschaden. Aus eigener Kraft kann die Gemeinde die Kosten nicht tragen. Schon für die vorangegangene Renovierung der Fenster und die Erneuerung der Heizung hat sie sich in Schulden gestürzt. Kirchensteuern werden nicht erhoben. Aus der ehemaligen Sowjetunion kommen nur wenige neue Mitglieder. Beuck: „Wer zu uns kommt, bringt selten Reichtümer mit.“

Die Hamburger Zwiebelturm- Kirche ist in der Regel verschlossen. Die wertvollen Ikonen der Kirche wurden vor Jahren gestohlen. Doch auch jetzt bekommt die Kirche noch manchmal Besuch ungebetener Gäste, die hier Reichtümer vermuten. Offen ist sie während der zweistündigen Gottesdienste jeweils sonntags um 10.00 Uhr. In geringer Anzahl dürfen auch Nicht-Mitglieder daran teilnehmen. Im Mittelpunkt steht der Gesang, die Orgelbegleitung fehlt. Zu verstehen ist die Liturgie für Außenstehende ohnehin nicht: die Gottesdienste werden auf kirchenslawisch gehalten. epd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen