: DVU-Blome: Doppelter Rücktritt
■ Rückkehr in die Bürgerschaftsgruppe nach politischem Kurzausflug
„Mit sofortiger Wirkung schließe ich mich wieder der DVU-Gruppe in der Bremischen Bürgerschaft an.“ Eine lapidare Erklärung war es, die Bürgerschaftspräsident Dieter Klink am späten Donnerstagabend übers Telefax erhielt. Ein Satz, der das vorläufige Ende einer Politiposse bedeutet: Nach drei Tagen in der „Nationalkonservativen Gruppe“ kehrt der Ex-DVU-Abgeordnete Klaus Blome in den DVU-Heimathafen zurück. Am Montag hatte er seinen Austritt aus Partei und Bürgerschaftsgruppe erklärt, wegen unüberbrückbarer persönlicher und politischer Differenzen.
Es sei ihm gelungen, „die von interessierten Kreisen planmäßig geschürten Mißverständnisse zwischen der DVU-Führung und mir intern zu klären“, teilte Blome gestern in einer Presseerklärung mit. Am Dienstag hatte sich das alles noch ganz anders angehört: In einem Gespräch mit der taz hatte Blome erzählt, daß er es satt habe, von der DVU-Führung als „Marionette“ verkauft zu werden. Außerdem hätten sich bei einer Rußlandreise der DVU-Bürgerschaftsgruppe unüberbrückbare politische und menschliche Gräben aufgetan. Zum Menschlichen gab es allerdings zwei Versionen: Blome selbst erzählte von einem harmlosen Streit zwischen ihm und Horst Meybauer, Bremerhavener Stadtrat und Vater der DVU-Chefin Marion Blohm. Hinter den Kulissen war allerdings von einer Prügelei zwischen Blohm und Meybauer die Rede gewesen.
Die handfeste Version der Trennungsgeschichte wurde nun von Peter Nennstiel, einem der beiden DVU-Aussteiger in der Bürgerschaft, bestätigt: „Der Klaus Blome ist ganz aufgelöst zu mir gekommen und hat die Geschichte von der Schlägerei erzählt. Er könne das nicht mehr aushalten bei der DVU.“
Über die wahren Bewegggründe Blomes läßt sich nur spekulieren, Stellungnahmen gab es gestern dazu nicht. Blome hatte noch am Donnerstag nachmittag mit seinen beiden neuen Gruppenkollegen geredet. Peter Nennstiel: „Der ist schon ab dem ersten Tag massiv von München unter Druck gesetzt worden.“ Die DVU-Zentrale habe Blome reichlich Avancen gemacht: „Die haben dem drei Wochen kostenlosen Urlaub auf Sylt versprochen.“ Und die hätten bei dem mittlerweile arbeitslos gewordenen Blome gezogen, meinen Nennstiel und sein Gruppenkollege Hans Altermann. „Die sind bei ihm gewesen“, meint auch Altermann. „Bei mir haben sie das damals auch versucht. Das sind die Leute, die der Frey braucht, Abhängige.“ Jochen Grabler
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