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GALier machen sich regierungsfein

■ Krista Sager zur Spitzenkandidatin gewählt / Flügelstreit fiel aus / Biallas auf Platz drei / Conny Jürgens druchgefallen

/ Flügelstreit fiel aus / Biallas auf Platz drei / Conny Jürgens durchgefallen

Grünes Licht für eine rotgrüne Koalition. Hamburgs GAL setzte am Wochenende ein deutliches Signal für eine mögliche Regierungsbeteiligung nach den kommenden Bürgerschaftswahlen. Mit 176 Stimmen wählte die Mitgliederversammlung Reala Krista Sager zur Spitzenkandidatin. Kontrahentin und Radikalreformerin Jutta Biallas, von vielen im Vorfeld favorisiert, erhielt 148 Stimmen und als Trostpflaster einen sicheren dritten Listenplatz. Nichts mit grüner Selbstzerfleischung, eine disziplinierte, demokratische und garantiert verfassungsgerichtsfeste Auseinandersetzung war angesagt. Ergebnis: eine Bürgerschaftsliste, in der sich alle grünen Lager wiederfinden.

Unsicherheit noch kurz vor der entscheidenden Abstimmung bei den Strategen der beiden großen Lager. Hatte Jutta Biallas nicht die wesentlich kämpferischere Vorstellungsrede gehalten, die klareren Positionen zu den klassischen Themen Hafenstraße und Altenwerder bezogen? War Krista Sager dagegen nicht viel zu blaß geblieben, hatte an manchen Stellen zu viele typischer Polit-Worthülsen benutzt? Oder sollte doch die Kandidatenbefragung den Ausschlag geben, in der Krista Sager ihre inhaltliche Kompetenz aufblitzen ließ und in der sie den Vorwurf, die Fraktion von der Partei abgekoppelt zu haben, geschickt gekontert hatte? War Jutta Biallas nicht den Fragen nach konkreteren inhaltlichen Standpunkten ausgewichen?

ÖTV-Chef, SPD-Mitglied und Rotgrün-Fan Rolf Fritsch, erstmals zu Gast auf einer GAL–Mitgliederversammlung, standen jedenfalls die Schweißperlen auf der Stirn, als der souveräne Versammlungsleiter Rainer Scheppelmann das Ergebnis verkündete. Ein Sieg der Radikalreformer, so Fritsch, hätte auch „Gegenwind gegeben in meinem Vorstand“. Und Rückenwind für jene Sozialdemokraten, die sich mit Händen und Füßen gegen eine rotgrüne Koalition wehren wollen und deshalb auch darauf gehofft hatten, daß die GAL sich an diesem Wochenende durch heftige Flügelkämpfe einmal mehr selbst um Wählerprozente bringen würde.

Sie wurden enttäuscht. Nach einer kurzen Auszeit, kleinen und großen Kungelrunden auf den Gängen, gab's bei der Besetzung der folgenden Listenplätze für jedes Lager etwas. Platz zwei und drei für die Radikalreformer Alexander Porschke und Jutta Biallas, Platz vier für Schon-immer-Realo Willfried Maier und ... den ersten Dämpfer für Conny Jürgens. Die umstrittene Bürgerschaftsabgeordnete unterlag in der Abstimmung um Listenplatz sechs deutlich ihrer Rivalin Anna Bruns. Die Radikalreformerin hatte sich erst in allerletzter Minute überreden lassen, erneut für das Parlament zu kandidieren, und eine derart überzeugende Vorstellung gegeben, daß manch Parteilinker sich wünschte, „die Anna hätte doch für Platz eins kandidieren sollen“.

Den nächsten Dämpfer holte sich GAL-Rathausfraktionschef

1Martin Schmidt ab. Der mitunter recht eigenwillige Verkehrsexperte unterlag im Ringen um Platz sechs Andreas Bachmann. Womit auch die Fundi-Gruppe „ZAS“ einen Bewerber auf den vorderen Listenplätzen unterbringen konnte.

Während Martin Schmidt noch am Samstagabend erneut kandidierte und sich unangefochten den Listenplatz acht sichern konnte, beließ es die grüne Basis im Fall Conny Jürgens' nicht bei einem

1kleinen Dämpfer. Nach einer heftigen Auseinandersetzung unterlag sie im zweiten Anlauf gestern nachmittag erneut, konnte sich auch im Ringen um den ebenfalls noch aussichtsreichen Listenplatz elf nicht gegen Susanne Uhl durchsetzen. uex

Grüne

BürgerschaftskandidatInnen:

1. Krista Sager

2. Alexander Porschke

13. Jutta Biallas

4. Willfried Maier

5. Anna Bruns

6. Andreas Bachmann

7. Heike Sudmann

8. Martin Schmidt

9. Ulla Bussek

10.Peter Zamory

11.Susanne Uhl

Die Wahl dauerte bei Redaktionsschluß noch an.

Siehe auch Seite 11

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