piwik no script img

Deutsch-türkischer Sender überfallen

■ Islamischer Fundamentalist griff Büroleiter an / Staatsschutz ermittelt

Der Büroleiter des deutsch-türkischen Fernsehsenders „AYPA- TV“ ist gestern in Spandau von einem offenbar islamischen Fundamentalisten angegriffen worden. Der Täter sei gestern morgen in das Büro des Senders gestürmt, habe „Tod allen Alewiten“, „Wir werden euch alle verbrennen“ gerufen und den 25jährigen Marketing-Leiter mit einem Messer an der Hand verletzt, hieß es in einer Mitteilung von AYPA-TV. Der Büroleiter konnte eigenen Angaben zufolge den Angriff abwehren, erhielt jedoch eine Schnittverletzung. Der Sender ist im Berliner Kabelnetz zu empfangen. Der Büroinhaber und Chefredakteur der AYPA-TV ist gleichzeitig Leiter der Berliner Zweigstelle der türkischen Tageszeitung Milliyet.

Hintergrund des Angriffs ist nach Angaben des Senders offenbar ein Bericht über die Demonstration von etwa 4.500 Alewiten am vergangenen Sonntag in Berlin (die taz berichtete). Sie waren gegen einen am 2.Juli von islamischen Fundamentalisten verübten Anschlag in der türkischen Stadt Sivas auf die Straße gegangen, bei dem 38 Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler und Journalisten getötet wurden.

Die Alewiten – eine islamische Glaubensrichtung – setzen sich für eine strikte Trennung von Staat und Religion ein und lehnen religiöse Dogmen ab. Die Zahl der in Berlin lebenden türkischen Alewiten wird auf etwa 40.000 geschätzt.

Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Nach Angaben des Senders konnte der Täter entkommen, weil der bereits seit längerem für das Büro bestehende Polizeischutz erst zehn Minuten nach dem Angriff zum Dienst antrat. dpa/taz

Die AYPA-TV wiederholt ihre Reportage über die Demonstration heute um 22.30 Uhr im Berliner Mischkanal (SK10).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen