: Tadschikischer Dialog?
■ Rußland und die mittelasiatischen Staaten suchen nach Konfliktlösung
Duschanbe (AFP/dpa) – Die Präsidenten Usbekistans und Kasachstans, Islam Karimow und Nursultan Nasarbajew, haben die tadschikische Führung aufgefordert, den Dialog mit den moslemischen Rebellen wieder aufzunehmen und Neuwahlen abzuhalten. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der kasachischen Hauptstadt Alma-Ata betonten beide Staatschefs, Neuwahlen des Parlaments würden die Lage in der zentralasiatischen Republik wieder stabilisieren. „Es ist unmöglich, die Probleme mit Gewalt zu lösen“, sagte Karimow.
Die beiden Staatschefs forderten den tadschikischen Präsidenten Imomali Rachmanow außerdem auf, mit seinen Kollegen aus Afghanistan und Pakistan zu verhandeln. Die moslemischen Rebellen kämpfen von Afghanistan aus gegen die altkommunistische Regierung in Duschanbe. Dabei waren am Mittwoch erneut mindestens 20 Rebellen getötet worden.
Unterdessen reiste der stellvertretende russische Außenminister Anatoli Adamischin nach Duschanbe, wo er mit Rachmanow weitere Maßnahmen zur Sicherung der Grenze erörtern wollte. Die militärische Zusammenarbeit an der tadschikisch-afghanischen Grenze gemäß des vor wenigen Monaten geschlossenen „Verteidigunsgpaktes“ wird dann auch das Thema der Verhandlungen Adamischins in Usbekistan, Kirgistan, Turkmenistan und Kasachstan sein. Erst am Donnerstag waren 256 kirgisische Soldaten an dieser Grenze stationiert worden.
Der russische Präsident Jelzin bestätigte unterdessen die Ernennung von Außenminister Andrej Kosyrew zum Sondergesandten für Tadschikistan. Zugleich schlug Jelzin ein Treffen der Staatsführungen von Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan und Turkmenistan vor, bei dem nach einem Ausweg aus dem Konflikt gesucht werden solle.
Wie ein Mitarbeiter des Geheimdienstes der russischen Grenztruppen in Tadschikistan mitteilte, wollen die tadschikischen Rebellen offenbar eine neue Front eröffnen. So habe ein Rebellenführer mit den Separatisten im osttadschikischen Autonomen Gebiet Gorno-Badachschan über ein mögliche „Zusammenarbeit“ verhandelt. Ziel der moslemischen Rebellen sei es, die Verteidigungslinien der Regierungstruppen und der russischen Grenztruppen von Osten her zu umgehen.
Ein hoher Vertreter des afghanischen Verteidigungsministeriums wies unterdessen die Erklärung Jelzins vom Montag zurück, die tadschikisch-afghanische Grenze sei auch „eine russische Grenze“. „Tadschikistan ist ein unabhängiges Land und hat seine eigenen Grenzen“, sagte der politische Leiter des Verteidigungsministeriums in Kabul.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen