Bürger-Flohmarkt ab Sonntag wieder legal

■ Rückzieher des Innensenators: Verein „Breminale“ darf Bürgerweiden-Flohmarkt jede Woche veranstalten

Was sich nicht verbieten läßt, wird einfach legalisiert. Nach diesem Motto hat Innensenator Friedrich van Nispen jetzt das Thema Flohmarkt entsorgt. Statt des angekündigten Vier-Wochen-Rhythmus wird es bereits ab morgen wieder einen legalen wöchentlichen Flohmarkt auf der Bürgerweide geben. Den Zuschlag unter den Bewerbern um die Konzession hat der Verein „Breminale“ bekommen, bis zum Freimarkt läuft eine Probezeit.

„Es ging mir nicht um eine Unterbindung des Flohmarkts auf der Bürgerweide. Aber die Auswüchse wie Kriminalität, chaotische Verkehrsverhältnisse, Lärmbelästigung und Probleme der öffentlichen Hygiene konnte die öffentliche Hand nicht akzeptieren“, meinte van Nispen gestern bei der Vorstellung des neuen Flohmarktkonzeptes. Demnach soll der neue Betreiber, die Breminale, wesentlich stärker in die Pflicht genommen werden als sein Vorgänger. So sollen Toilettenhäuschen und Müllcontainer aufgestellt werden und Angestellte nach dem Flohmarkt die Bürgerweide und die Nachbargrundstücke reinigen. Imbiß- und Getränkestände sollen nur noch Mehrweggeschirr benutzen und Stadtamt, Polizei und Zoll verstärkt den Markt kontrollieren. Die Standmiete von fünf Mark pro Meter soll vorerst erhalten bleiben.

Gehandelt werden soll nach dem neuen Konzept auf dem Teil der Bürgerweide Richtung Findorff. Geparkt werden darf nur auf dem Platz vor der Stadthalle — zum Tagestarif von drei Mark. Die Findorffstraße wird gesperrt, einzige Einfahrt zum Flohmarkt ist der Eingang an der Theodor- Heuss-Allee.

Verhindert werden soll auch das „wilde Campieren“ auf der Bürgerweide durch Sperrung des Parkplatzes bereits am Samstag. „Wir werden keine Busse zulassen, denn wir wollen einen richtigen Flohmarkt. Kein Bürger ist gezwungen, seine Sachen mit dem Bus anzuliefern“, meinte der Innensenator. Manfred Fleckenstein von der „Breminale“ dagegen ist bereit, für die polnischen Besucher Parkplätze, Toiletten und Waschgelegenheiten bereitzustellen. „Jetzt ist erstmal alles gesperrt, aber das löst das Problem ja nicht, da stehen die Busse einen Kilometer weiter.“ Wenn die „willkommenen polnischen Gäste“ nicht vor Ort zu betreuen sind, will Fleckenstein sich für einen Sondertarif beim Campingplatz Unisee einsetzen.

Insgesamt habe das Innenressort eine „konsequente Linie“ verfolgt, sagte van Nispen gestern. Die sah noch letzte Woche allerdings so aus, daß das Innenressort auf einer monatlichen Veranstaltung des Flohmarktes bestand. Wer ohne Erlaubnis Sachen verkaufen wollte, mußte mit 100 Mark Bußgeld rechnen. Nach der Durchsetzung und dem Erfolg des selbstorganisierten Flohmarkts vom vergangenen Wochenende haben die Behörden gemerkt, daß der Flohmarkt schwer zu verbieten ist.

Die Breminale brauche die zusätzliche Einnahmequelle Flohmarkt, so Manfred Fleckenstein, denn „die Signale für uns sind traurig, es gibt keine Personalmittel mehr.“ Geplant sind 1993 noch zehn Flohmarkt-Wochenenden, 1994 insgesamt 22 Termine. Auch für die Breminale ist die Zeit bis zum Freimarkt ein Probelauf: „Wenn sich in der Bilanz zeigt, daß wir draufzahlen, können wir das nicht machen.“

Für die Mitglieder der „Flohmarkt-Initiative“ ist die Entscheidung für die wöchentliche Veranstaltung erst einmal „eine Niederlage für van Nispen“. Wichtig ist ihnen die Erfüllung ihrer Forderung „Flohmarkt bleibt — für alle und immer“. An die Probezeit wollen sie sich nicht halten: „Der Flohmarkt muß auch nach dem Freimarkt weitergehen“. bep