: Unsaubere Geschäfte
■ Ex-Treuhandmanager dreht Fahndern eine lange Nase
Magdeburg (taz) – Seit gut eineinhalb Jahren wird er wegen Untreue und Bestechlichkeit von Polizei, Staatsanwaltschaft und Interpol gesucht. Jetzt tritt der ehemalige Privatisierungsdirektor der Magdeburger Treuhand-Niederlassung, Andreas Grünebaum, via TV an die Öffentlichkeit. Der Mitteldeutsche Rundfunk strahlte am Mittwoch abend ein Fernsehinterview mit dem abgetauchten Treuhand-Manager aus.
Grünebaum wies darin alle Vorwürfe der Magdeburger Staatsanwaltschaft zurück. Nach Überzeugung der Ermittler hat Grünebaum mit dem Stuttgarter Unternehmer Lino Vulcano unsaubere Geschäfte gemacht. Grünebaum verkaufte Vulcano mehrere Grundstücke und Unternehmen – „für einen Appel und ein Ei“, sagt ein Staatsanwalt. Gleichzeitig habe er bei dem Stuttgarter aber selbst als privater Rechtsberater auf der Gehaltsliste gestanden und zusätzlich zu seinem nicht schlechten Treuhand-Einkommen 9.000 Mark monatlich kassiert.
Grünebaum stritt gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk gar nicht ab, für Vulcano tätig gewesen zu sein. Aber das sei lange nach den Geschäften mit Vulcano gewesen. Im übrigen habe er den Ermittlern mehrfach angeboten, sich zu stellen und zu den Vorwürfen auszusagen. Einzige Bedingung: Der internationale Haftbefehl dürfe nicht vollstreckt werden, in U-Haft gehen möchte das frühere Lieblingskind von Treuhand- Chefin Birgit Breuel auf gar keinen Fall. Der Chef der Magdeburger Staatsanwaltschaft, Rudolf Jaspers, wies eine derartige Bedingung kategorisch zurück.
Der Ex-Treuhand-Manager argumentiert weiter, daß die Treuhand die Verträge mit Vulcano schließlich alle überprüft und im nachhinein abgesegnet habe. Die Treuhand-Niederlassung Magdeburg bestätigte dies. Es sind dieselben Verträge, für deren Abschluß Grünebaum nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft von Vulcano Schmiergelder und Sachleistungen in Höhe von insgesamt 200.000 Mark kassiert hat. Eberhard Löblich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen