■ Rupert Murdoch dehnt sein Medienimperium weiter aus: Vom Himmel hoch, da kommt er her...
Dublin (taz) – Medienzar Rupert Murdoch, dessen Imperium von Großbritannien über Deutschland bis nach Ungarn und von Australien über Hongkong bis in die USA reicht, hat seiner britischen Konkurrenz den Kampf angesagt: Ab Montag kostet sein Flaggschiff, die Londoner Times, nur noch 30 Pence (ca. 75 Pfennige). Den Preis für das Boulevardblatt Sun, neben der selbst Bild wie eine richtige Zeitung erscheint, hatte Murdoch bereits vor einiger Zeit um fünf Pence auf 20 Pence (ca. 50 Pfennige) gesenkt.
Die Verramschung der Times richtet sich offenbar vor allem gegen den Independent, der erst 1986 auf den Markt gekommen ist und sich seitdem mit seiner liberalen Ausrichtung erhebliche Marktanteile sichern konnte – die verkaufte Auflage lag im Juli mit 335.000 nur um 24.000 Exemplare hinter der Times. Beide Zeitungen kosteten bisher 45 Pence. Der Independent, der aufgrund der Rezession und des rapiden Rückgangs im Anzeigengeschäft ohnehin tief in den roten Zahlen steckt, kann in einem Preiskrieg nicht mithalten. Die Verbilligung der Times kostet Murdoch 17 Millionen Pfund im Jahr. Diese Summe ist freilich nicht der Rede wert, denn zu seinem Imperium gehört auch das Fernseh-Unternehmen „British Sky Broadcasting“, das laut Bilanz von letzter Woche in den vergangenen zwölf Monaten 161 Millionen Pfund Gewinn gemacht hat.
Am vergangenen Mittwoch verkündete Murdoch in London mit großem Mediengetöse die Erweiterung des Sky-Angebots auf 18 Sender mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten: alte Spielfilme, Rockmusik, Nachrichten, Uralt- Fernsehserien, Kinderprogramme, Sport oder Country-Musik. Um in den Genuß von „Bonanza“ oder den „Simpsons“ zu kommen, benötigt man jedoch nicht nur eine Satellitenschüssel, sondern auch ein Plastikkärtchen, um die Programme zu entschlüsseln. Wer alle 18 Sender empfangen will, muß umgerechnet 50 Mark im Monat hinblättern.
In Großbritannien sind bisher 2,25 Millionen Empfangsschüsseln verkauft worden. Murdoch geht davon aus, daß bis 1995 ein Viertel aller britischen Haushalte ans Satellitenfernsehen angeschlossen sein werden. Dafür soll nicht zuletzt eine üppige Weihnachts-Werbekampagne für 15 Millionen Pfund sorgen.
Murdoch träumte auf der Pressekonferenz am Mittwoch lauthals von einer „digitalen Superstraße der Zukunft“ mit Vernetzungen von Telefonen und Satellitenfernsehen, wodurch „die Macht der Konsumenten vergrößert“ werden soll.
Zunächst geht es jedoch um Murdochs Macht. Der Medienzar bewegt sich längst außerhalb der Kontrolle durch staatliche Institutionen. Das britische Gesetz, wonach ein Presseunternehmen nicht mehr als 20 Prozent der Anteile an einer einheimischen Fernsehanstalt besitzen darf, kann auf ihn ebensowenig angewendet werden, wie die EG-Richtlinie, wonach mindestens die Hälfte des Programmangebots innerhalb der EG produziert werden muß. Vom juristischen Standpunkt aus betrachtet ist „Sky“ nämlich nicht in Großbritannien oder der EG angesiedelt, sondern im Himmel. So muß sich Murdoch weder um eine ausgewogene Programmauswahl scheren noch einen Penny in die einheimische Filmindustrie investieren, sondern kann schamlos billige „Klassiker“ aus der Mottenkiste hervorzaubern und das gesparte Geld in den Ankauf lukrativer Senderechte für Sportveranstaltungen investieren, um noch mehr KonsumentInnen in den Satellitenhimmel zu locken. Die Programmqualität bleibt unterwegs freilich auf der Strecke. Ralf Sotscheck
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