„Frühkapitalistische Murkswirtschaft“

■ Demonstration von Airbus-Angestellten / Aktien „mit sozialer Verantwortung“ verteilt

“Was ist denn nun schon wieder?“, fragte leicht genervt eine Frau vor dem Rathaus, als sie gestern die Demonstration auf dem Marktplatz sah. Diesmal waren es die Beschäftigten des Bremer Airbus-Werkes: etwa 1500 waren zum Marktplatz marschiert, um gegen das „Kahlschlagkonzept des Daimler-Konzerns“ in der Region Bremen zu demonstrieren: 1.200 Jobs in Lemwerder, 300 bei ERNO und 530 bei Airbus Bremen stehen auf der Streichliste.

Wenn die Arbeitsplätze vernichtet werden, so der Tenor, habe Bremens Sanierungskonzept keine Chance. Deshalb forderten die Airbus-ArbeiterInnen die Solidarität und Unterstützung der Bremischen Bevölkerung. „Die soziale Marktwirtschaft hat sich schon längst in eine freie Marktwirtschaft mit skrupellosen Betriebsschließungen verwandelt,“ meinte Airbus-Betriebsrat Uwe Neuhaus. Die Belegschaft sei bereit, ähnlich wie bei VW weniger zu arbeiten und dafür weniger Lohn zu akzeptieren, wenn es von der Seite der Arbeitgeber dafür die Zusicherung gäbe, keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen und keine Betriebe zu schließen. „Die wahren Schuldigen sind aber die Anteilseigner im Daimler-Konzern, vor allem die Deutsche Bank“, rief

2300 Daimler-Arbeitsplätze sollen verschwindenF:Oberheide

Neuhaus. Die Belegschaft verteilte unter den DemonstrantInnen Aktien „über einen Arbeitsplatz bei Daimler Benz AG“. Mit der Akte trage der Inhaber „die soziale Verantwortung für die Menschen und die Verpflichtung zum Erhalt der Arbeitsplätze“.

Arbeitssenatorin Sabine Uhl (SPD) kritisierte die „Gutsherrenmentalität“, mit der die DASA-Spitze über Schließungen und Entlassungen entscheide. „Wofür gibt es denn den Begriff der Sozialpartnerschaft, wenn die Betriebe sich wie im Frühkapitalsimus verhalten?“ Gemeinsam mit den Beschäftigten müsse über Lösungsstrategien geredet werden.

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Demo-Foto

„Wer sich heute nicht wehrt, lebt verkehrt“, verkündete dagegen Manfred Muster von der IG Metall. Gemeinsam mit der IGM sollten die ArbeiterInnen gegen weitere Kürzungen im Daimler- Konzern kämpfen. „Die Schließung von AEG/Olympia in Wilhelmshaven war der Testfall für den Vorstand. Jetzt wissen sie, daß sie Betriebe im halben Dutzend stillegen können, ohne mit dem geballten Widerstand konfrontiert zu werden“. Noch vor kurzem hätten die Airbus-Mitarbeiter nicht daran gedacht, von Kürzungen bedroht zu sein: „Jetzt lernen wir: es ist falsch wegzuschauen, wenn Arbeitsplätze vernichtet werden. bpo