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Klöckner darf mit Plastik heizen

■ Umweltsenator genehmigt Verfeuerung von täglich 50 Tonnen Müll

Der ganz große, neue Gelbe SackFoto: Tristan Vankann

Die Bremer Klöckner-Hütte darf ab sofort ihren Hochofen mit Plastikmüll heizen. Der grüne Umweltsenator Ralf Fücks hat gestern einen Pilotversuch genehmigt, bei dem ein Jahr lang 50 Tonnen Plastikgranulat pro Tag verfeuert werden dürfen (vgl. Seite 6). Diese Menge entspricht in etwa dem gesamten, in Bremer „gelben Säcken“ eingesammelten Plastikmüll.

Eine zusätzliche Giftbelastung der Klöckner-Beschäftigten oder der angrenzenden Stadtteile befürchtet Fücks nicht. Schließlich hat er in seiner Genehmigung den Chloranteil im Plastikmüll auf die gleiche Menge begrenzt, die auch bisher in den verwendeten Brennstoffen Koks und Schweröl enthalten ist. Chlor ist im Verbrennungsprozeß für die Bildung von Dioxin verantwortlich. Außerdem kann es im Schornstein Salzsäure bilden.

Damit sich Klöckner an die Auflagen auch halten muß, wird das Pilotprojekt von einem umfangreichen Meßprogramm begleitet. Dabei wird sowohl die Zusammensetzung des zu verbrennenden Plastikmülls als auch

hier bitte den Hochofen

die Abluft des Hochofens genau untersucht. „Die Meßergebnisse werden veröffentlicht“, versprach Umweltsenator Fücks gestern, „und sollten die Emissionen wider Erwarten über den heute üblichen Werten liegen, muß der Versuchsbetrieb beendet werden.“

Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl erhofft sich von der Chlor-Auflage in der Genehmigung einen verstärkten Druck für das Verbot von PVC-Verpackungen. Denn sollte aus dem Klöckner-Versuch tatsächlich einmal eine großindustrielle Nutzung folgen, ließe sich der geringe Chlor-Anteil im Plastik-Brennstoff nur über ein Verbot des Chlor-Trägers PVC erreichen. Bei Klöckner soll zunächst eine Mischung aus vom Dualen System eingesammeltem Plastikmüll mit dem grünen Punkt und klar identifizierten Industrieabfällen verfeuert werden.

Für Klöckner ist die Plastikmüll-Verbrennung ein doppeltes Geschäft. Einerseits werden damit die Kosten für das ersetzte Schweröl eingespart, andererseits wird die Plastikmüll-Verwertung subventioniert. Damit könnte das

Klöckner-Verfahren — wenn es denn funktioniert — schnell zum Vorbild einer großindustriellen Plastikmüll-Verbrennung in deutschen Hochöfen werden. Für das Duale System wäre dies eine einmalige Gelegenheit, ihren Plastikmüll-Berg abzubauen, der allein in diesem Jahr auf 160.000 Tonnen anwachsen wird, für die es keinerlei Recycling-Möglichkeiten gibt.

Genau dieses Szenario fürchten die Umweltverbände, die von Anfang an heftig gegen das Klöckner-Projekt protestiert haben. Ihre Argumentation: Gäbe es mit der Hochofen-Verfeuerung plötzlich eine billige Plastikmüll- Verwertung, wäre der Druck auf die Industrie wieder weg, möglichst viel überflüssige Verpackung einzusparen. So ganz will auch der Umweltsenator diese Argumente nicht von der Hand weisen. „Abfallpolitisch entspricht der Pilotversuch nicht der reinen Lehre“, meint Fücks, „aber angesichts der sonstigen Verwertungsmethoden für Verpackungskunststoffe ist das Klöckner-Verfahren vertretbar.“ Ase

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