Die Böse und die Biest

■ Auch Frauen kochen beim Catchen mit Wasser

„Es gibt keinen Grund, nervös zu sein“, erklärte Catch-Veranstalter Big Otto Wanz noch Minuten vor dem ersten Frauen-Kampf beim Bremer Catch-Cup. Rund zwanzig Minuten später war ihm am Freitag Abend in der Bremer Stadthalle dann aber doch ein Stein vom Herzen gefallen. „Gut, daß nicht ein Ringanzug geplatzt ist oder so etwas. Das kann ja immer mal passieren, aber die Leute hätten das dann sofort falsch aufgefaßt.“

Ottos größte Sorge: Das Frauen- Catchen könnte bei seiner Bremer Premiere in eine schlüpfrige Oben- ohne-Veranstaltung abgleiten. „Jeder konnte sich davon überzeugen, daß die beiden Kämpferinnen hier sportlich gute Leistungen gezeigt haben“, stellte er nach der Show zufrieden fest.

Shirley Anaconda und Nelly Swensson hießen die Rivalinnen bei der Bremer Kampfpremiere im Ladies-Wrestling. Und wenigstens fiel bei allem Premieren-Fieber den Zuschauern die Sympathie- Wahl nicht schwer: Shirley entpuppte sich gleich nach Kampfbeginn als falsche Schlange, die blonde Nelly als strahlende Fee.

Vor allem im Bereich der Schwungwürfe hatten die Frauen einiges zu bieten. Allein, es klatschte natürlich nicht so laut wie bei der männlichen Konkurrenz, wo gelegentlich auch einmal 180 Kilogramm bewegt und plattgerollt werden. „Die hatten ja beide nicht die Hälfte von dem, was ich über 100 Kilo habe“, untertrieb Big Otto in Ermangelung eines echten Kampfgewichts. Während die Männer nämlich ihre Kilos wie Patronengürtel um den Bauch hängen haben und laut damit knallen, blieb das Gewicht bei den Frauen Betriebsgeheimnis. Trotzdem zeigten die 60 bis 70 Kilo schweren Aktionen Wirkung. Als einmal Nelly Swensson mit den Füßen voran in Richtung Magengrube ihrer geschätzten Gegnerin zuflog, aber leider daran vorbei, stand der französische Richter im Ring, Didier Gapp, ein wenig ungünstig im Weg und gab der Kraft, die da auf ihn zukam, insofern unweigerlich nach, als er sehenden Auges aus dem Ring rollte und kein Halten mehr war in den Seilen. Solchen Spaß verdroß jedoch den Unparteiischen und er quittierte das Abweichen von der erlaubten Flugbahn mit einer Geldstrafe von dreißig Mark, die niemand geringerer als ein Mitarbeiter der Bremer Entsorgungsbetriebe, der aber anonym bleiben wollte, nonchalant beim Ringsprecher beglich. Jawohl, dafür ist Gott sei Dank noch Geld da bei den Mitarbeitern der gebeutelten Entsorgungsbetriebe!

Aber nicht nur der treusorgende Müllentsorger zeigte Herz: die Zuschauer insgesamt nahmen recht bewegten Anteil an dem Schicksal ihrer Heldin Nelly, welches am Ende ein glückliches zu nennen war. Denn während Nelly in aussichtsloser Lage kopfunter am Stützpfeiler der Ringecke hing und sich einem Trommelfeuer aus Tritten ausgesetzt sah, wurde Anaconda disqualifiziert und also unter dem Jubel der Zuschauer jedes Anspruchs auf den Sieg verlustig. Nur die, die beim Kämpfen noch laut „Ausziehen“ gerufen hatten, bemängelten hinterher noch die fehlende Ästhetik. madonna