■ Kommentar: Der Senat ist Er
Lange hat's gedauert, das Warten auf den neuen Senat. Fast zwei Monate sind seit den Wahlen vom 19. September vergangen, aber nun steht des Bürgermeisters Dream Team. Und, zugegeben, das Warten hat sich gelohnt.
Der Senat ist billiger geworden: Zwei Staatspensionsberechtigte weniger verkleinern das Gremium auf ein glattes Dutzend – das setzt Zeichen in Zeiten wie diesen, wo Gürtel gar nicht eng genug geschnallt werden können.
Der Senat ist weiblich: Drei Frauen in der Stadtregierung gab's zwar auch bisher, aber nun errechnet sich daraus ein feminines Viertel.
Der Senat ist unabhängig: Die drei parteilosen Musketiere Weiss, Hardraht und Rittershaus zeugen vom erbarmungslosen Willen, ein Signal gegen Parteienverdrossenheit und roten Filz zu setzen.
Der Senat ist innovativ: Der Technokrat Thomas Mirow an der Spitze der Steb dürfte die von Traute Müller eingeführte „neue Planungskultur“ zugunsten einer konstruktiven Kooperation mit Beton-Eugen Wagner auf ein unumgängliches Maß zurückschrauben.
Der Senat ist experimentierfreudig: Die einzig neue SPDlerin, Helgrit Fischer-Menzel, wird nahtlos da weitermachen, wo ihr Nord-Vormann Ortwin Runde aufhört, der künftig in der Finanzbehörde Zahlenkolonnen addieren darf, statt sich mit Arbeitslosen und sozial Schwachen rumplagen zu müssen.
Der Senat ist beständig: Der amtsmüde Innensenator Werner Hackmann muß weitermachen, weil er für Voscherau unersetzlich ist; Leo Hajen darf weitermachen, weil er den UKE-Skandal bravourös ausgesessen hat; Rosi Raab hat eh mit guten Noten das Klassenziel erreicht; Fritz Vahrenholt darf weiterhin das grüne Gewissen verkörpern und den Grünen Punkt kritisieren; und Kultursenatorin Christina Weiss hat sich als so parteilos-souverän erwiesen, daß sie auch noch zusätzlich das Senatsamt für die Gleichstellung der Frauen bekommt.
Der Senat ist Er: Henning Voscherau hat alles bekommen, was er wollte - die helfende Hand der Statt Partei und die applaudierenden Hände seiner Partei. Er ist seinen Weg gegangen, sein Wille ist geschehen.
Das Roß ist hoch, auf dem er jetzt sitzt. Alfred E. Veit
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