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Froher Fiesling

■ Hörspieltip: „Der talentierte Mr. Ripley“

Einen Mann wie Tom Ripley würde man in Kontaktanzeigen unter dem Stichwort „Lebenskünstler“ finden. 25 Jahre alt und ohne feste Anstellung, bringt es nicht einmal fertig, durch Betrug sein Konto zu füllen. Zufällig bietet sich ihm die Gelegenheit, dem eigenen Mittelmnaß zu entkommen. Er soll den Sohn eines Industriellen, der nach Italien geflüchtet ist, zur Rückkehr bewegen. Die gut dotierte Mission droht zu scheitern, denn der Flüchtling verspürt nicht die geringste Neigung, den Strandkorb mit dem Chefsessel zu vertauschen. Ripley aber hat Geschmack am Leben ohne Geldsorgen gefunden, bringt den bockigen Nachfolger kurzerhand um und übernimmt dessen Identität. Diese Tat bringt ihn natürlich nicht nur das Geld, sondern auch haarsträubende Verwicklungen ein.

Der Hörer verdankt die angenehme Erfahrung, einmal mit dem Fiesling mitfiebern zu dürfen, anstatt rentenberechtigte Kommissare anzuhimmeln, der Überzeugungskraft des Ripley-Darstellers Michael Quast. Dem Frankfurter Kabarettisten ist die Rolle des Helden auf den Leib geschrieben. Ob er mit senbsiblen Stimmchen um die Gunst des Zöglings buhlt oder aus diebischer Freude beim Briefefälschen kichert, aus dem Radio spricht der Verbrecher aus wiedergewonnenem Ehrgeiz.

Leider sendet der NDR die Hörspielfassung des Krimis am 5. und 12. Februar zur sonnabendlichen Unzeit von 11.05 Uhr (NDR4, 92.3 MHz). Wer es trotz aller Weisheit der Programmplaner schafft, mit etwas Aspirin den Einschaltknopf zu finden, kann zwei spannende Vormittage erleben. Peter Schmitz

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