: Videospiele der Meister
■ Die Champions League geht in ihre heiße Phase / Werder Bremen beim AC Mailand, AS Monaco empfängt Galatasaray
Berlin (dpa) – In der Champions League werden die Psychotricks ausgepackt. Vor allem vor dem Duell AS Monaco – Galatasaray Istanbul sind die Nerven angespannt. Wer in der Gruppe A in das Halbfinale einziehen will, muß heute im Stade Luise II unbedingt als Sieger vom Platz gehen. Die monegassischen Videoexperten wurden in der akribischen Vorbereitung jedoch gestört: Die Türken ließen bei den Meisterschaftspartien von Galatasaray keine Aufnahmen zu. Monaco konterte mit Videoverbot im Fürstentum.
„Wir haben ein mentales Problem. Von der Papierform her brauchen wir niemanden in Europa zu fürchten“, erklärte Monacos Jürgen Klinsmann. Sein Klub steht in der französischen Meisterschaft derzeit auf Platz acht, 13 Punkte hinter Spitzenreiter Paris St. Germain. Am Wochenende quälten sich die Monegassen ein 1:1 beim Abstiegsanwärter Angères ab. Dabei wurde Enzo Scifo jedoch von Trainer Arsène Wenger geschont, gegen Istanbul ist der belgische Star wieder dabei. Wengers Kollege Reiner Hollmann muß dagegen auf seinen deutschen Antreiber Reinhard Stumpf nach dessen gelb-roter Karte gegen Moskau verzichten.
Im zweiten Spiel der A-Gruppe Spartak Moskau – FC Barcelona muß der alte und neue russische Champion einen gravierenden Nachteil ausgleichen: Die Meisterschaft ruht seit drei Monaten. Besonderes Augenmerk wird der FC Barcelona sicher auf den Neu-Bremer Wladimir Bestschastnik legen, der sich im GUS-Pokal gleich als zehnfacher Torschütze auszeichnete. „Barça“ scheint rechtzeitig vor der heißen Cup-Phase seinen Durchhänger überwunden zu haben. Am Wochenende kamen die Männer von Coach Johan Cruyff zu einem 3:0 über Spitzenreiter Deportivo La Coruna, wobei das Trio Stoitschkow (Bulgarien), Romario (Brasilien) und Laudrup (Dänemark) die Tore schoß.
In der Gruppe B muß Werder Bremen heute abend beim AC Mailand (RTL, 20.30 Uhr) auf Rune Bratseth verzichten, der zu Hause blieb, weil seine Frau ein Kind erwartet. Zudem werden die Bremer auf dem holprigen Rasen des Giuseppe-Meazza-Stadions mit dem Handicap zu kämpfen haben, daß sieben Spieler (Basler, Herzog, Rufer, Hobsch, Votava, Wiedener und Borowka) mit einer gelben Karte belastet sind und bei einer erneuten Verwarnung im Rückspiel am 16. März im bereits restlos ausverkauften Weser-Stadion als Zuschauer auf die Tribüne müßten. Trainer Otto Rehhagel vertraut dennoch seinen Spielern: „Sie wollen sich nicht blamieren, deshalb gehen sie auch mit einer entsprechenden Einstellung in diesen schweren Kampf.“
Videoaufzeichnungen wurden den Mailändern von den Bremern nicht untersagt, was Milan-Coach Fabio Capello zu wertvollen Erkenntnissen, vor allem in bezug auf Mario Basler verhalf. „Er hat mir in einigen Videoaufzeichnungen von den Bremern neben Herzog am besten gefallen. Wir müssen auf ihn besonders aufpassen“, meinte Capello. Basler hat in den vergangenen Europapokalspielen schon manch entscheidendes Tor erzielt. „Wenn mir in San Siro ein Treffer gelingen sollte, das wäre schon ein Hammer“, blickte er zuversichtlich voraus.
Der italienische Meister hat vor dem Vergleich mit Werder Bremen ebenfalls Personalprobleme. Wichtige Spieler wie Albertini und Desailly sind verletzt und drohen auszufallen. Im Angriff haben die Mailänder mit Papin, Massaro und Savicevic aber gleich drei überragende Stürmer zur Verfügung. Zudem wartet auch noch Brian Laudrup auf seinen Einsatz, der im Mailänder Team oft im Abseits steht. Der Däne zu seiner möglichen Nominierung: „Das weiß nur Gott.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen