: Nachschlag
■ HipHoppa... – Berlin war in der Kulturbrauerei nicht im Haus!
Volles Kesselhaus, die Größen im HipHop Deutschlands angemeldet, seit Tagen Ferien – was also soll schon sein außer Party Party Party. In den Ecken gab's Breakdancer zu sehen, die sich ewig auf dem Kopf drehen können, und im Gegensatz zu Hardcore-Rapshows merkte man in der Kulturbrauerei sogar einen sichtbaren Frauenanteil.
„Is Berlin in the House?“ fragen Cheeba Garden. Beim letzten Stück hüpft ein kleines Häufchen in der Mitte ein klein wenig in die Höhe. Das ist Berlin „zu Hause“ – verschlafen und gelangweilt. Der nächste Act, Hypa-A-Delics, ist am amerikanischen Westküstenstil orientiert und kann sich doch nicht recht für Snoop-Doggy-Dog- oder Ice-Cube-Funkline-Fiepser entscheiden. Sound ist bei allen Acts Mangelware, nix wummert vom Boden, dafür sind die Mikros zu laut – ein aufdringliches Geschrei mit Hintergrundmusik. Als nächstes soll MC René auf die Bühne: der total angesagte, superjunge Braunschweiger, als Freestyle-Star bekannt, fängt mit viel Reimenergie an und kriegt – päng – ein Ei an den Kopf geschmissen. Sein DJ stoppt die Musik, Rene hält sich den Kopf und ist verwirrt. Volltreffer. Flugs kommen mehrere Jungs auf die Bühne, die sich an den Eierwerfer richten und von ihm Respekt für René wollen, weil doch wohl alle zur Party hier seien – und überhaupt: „Will Berlin die Party?“ Berlin steht rum und guckt blöd. René geht weiter im Freestyle ab; reimt, was das Zeug hält, und gibt dann das Mikrofon an Cora E weiter. Auch sie will sich nicht durch die Ignoranz des Publikums beirren lassen. Weil aber die Bühne voller Rührei ist, können ihre mitgebrachten Tänzer nicht so, wie sie wollen. Also holt Cora zwei Berliner Rapperinnen zum Jammen. Die aber mögen sich nicht auf die Beats des DJ Marius No.1 einlassen, brechen vorzeitig ihren Rap ab und gehen wieder. Cora kocht, fragt die Leute, was sie eigentlich wollen – doch nix rührt sich, außer ein paar Mädchen, die „Cora, Cora“ rufen. Nach ihr kommt Hardcore Rapper Da Germ, der mit Run DMC und Onyx tourte und hier im Kesselhaus genauso einbricht wie alle andern. Immer mal wieder gibt es ein Wogen aus der Mitte – doch eigentlich wartet die Menge auf Advanced Chemistry. Sie spielen „Toni, der Koch“, dann kriegt ihr Soundmann eine Flasche an den Kopf, und ich verlasse diese Party Party. Bleib doch zu Hause, Berlin. Annette Weber
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