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Hat eine Treuhand die andere gewaschen?

■ Durchsuchung bei der Treuhand: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter und Liquidatoren wegen Betrugs

Polizei und Staatsanwälte statteten der Treuhandanstalt gestern einen Besuch ab: Die Justiz ermittelt gegen einen Liquidator der Treuhandanstalt wegen Untreue. Er soll Falschangaben über die Abrechnungen mit Wirtschaftsprüfern und anderen Zuarbeitern gemacht haben. Auch einige Mitarbeiter der Breuel-Behörde stehen unter dem Verdacht, mit ihm gemeinsame Sache gemacht zu haben.

Treuhand-Sprecher Wolf Schöde gab sich, wie immer in solchen Fällen, betont gelassen. Schon seit Monaten überprüfe die hausinterne Stabsstelle Recht die Vorwürfe. „Sie ist zu dem Ergebnis gelangt, daß Mitarbeitern der Treuhandanstalt strafrechtlich relevante Vorwürfe nicht gemacht werden können.“ Um welche Summen es sich handelt, sagte Schöde nicht. Die Vergütung der Liquidatoren richte sich nach der Honorarordnung der Konkurs- und Vergleichsverwalter. „Das kann aber schon mal in die Millionenhöhe gehen.“ Auch von der Staatsanwaltschaft war gestern nichts Konkretes zu erfahren. Die Durchsuchungen in Berlin, München, Rostock und noch weiteren Orten seien noch im Gange und sollten nicht gestört werden, so Justizsprecher Frank Thiel.

Der Direktor der Abwicklungsabteilung, Ludwig Tränkner, verwahrte sich gestern gegen Vorwürfe des Kölner Privatsenders RTL. Der Sender hatte über die unrechtmäßige Bereicherung von zwei früheren Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit Tränkner berichtet. Tränkner soll ihnen 100 Treuhandbetriebe zur Abwicklung übertragen haben. Bei der „Glaskeramik GmbH“ soll für die Liquidation ein Honorar von 585.000 Mark geflossen sein.

Alles falsch, behauptet Tränkner: Alles sei ganz legal und mit Einverständnis des Gesamtvorstandes vonstatten gegangen. Seine ehemaligen Mitarbeiter Hans-Peter Rechel und Gregor Zinsmeister seien lediglich vorübergehend für drei bis sechs Monate bei 70 Liquidationsgesellschaften ins Handelsregister eingetragen worden, weil so schnell keine anderen geeigneten Rechtsanwälte zu finden gewesen seien.

Zur Zeit fungiert der Ex-Treuhandmitarbeiter Zinsmeister noch immerhin bei 20 Gesellschaften als Liquidator, und Rechtsanwalt Rechel sitzt noch bei 14 Treuhandbetrieben auf dem Geschäftsführer- oder Liquidatorsessel – so die offiziellen Angaben von Tränkner. Davon läßt sich's gut leben: Allein für die Abwicklung von „Auto Trans Berlin“ bekommt Zinsmeister ein paar hunderttausend Mark auf sein Konto überwiesen, gibt Tränkner immerhin zu. Wieviel genau, wollte er nicht angeben: Aber „deutlich unter der genannten Summe“ von 936.000 Mark. aje

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