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Halbharte Ziele

■ „Gute Minen zum bösen Spiel“

Sie lassen sich nicht ansprechen, tragen aber niedliche Namen wie „Bouncing Betty“. Mit einem Knall hüpft Betty vom Boden, um mit ihrer Detonation menschliche Gliedmaßen wie Fliegenbeine auszureißen: „Die Welt ist in ein neues Zeitalter des Minen-Krieges eingetreten“, schrieb die New York Times im Januar. „Reiche Länder wie Kuwait stellen Experten an, um den tödlichen Sand säubern zu lassen. Arme Länder müssen sich mit künstlichen Füßen begnügen.“

Ein solches Land ist Kambodscha. Vier Millionen Minen lagern dort versteckt im Sand. Zwei Drittel aller Opfer sind Kinder. Sieben Dollar kostet eine Mine; tausend ihre Räumung. Beim jetzigen Tempo wird Kambodscha in 75 Jahren minenfrei sein.

In seiner Reportage „Gute Minen zum bösen Spiel“ zeigt Malte Rauch Bilder von Amputationen, Verstümmelungen und verletzten Kinderkörpern. Keine Kriegsberichterstattung, sondern die Dokumentation eines alltäglichen Irrsinns aus „Friedenszeiten“. Ist ein Krieg vorbei, so erlischt auch das Medieninteresse. Die Spätfolgen „konventioneller Waffen“ gegen „halbharte Ziele“, so der zynische Terminus technicus für Menschen, finden kaum Beachtung.

Wie in seinen vorherigen Filmen richtet Malte Rauch das Augenmerk nicht nur auf den „explosiven“ Effekt des Geschehens. Bilder einer Prothesenwerkstatt in Kambodscha kontrastiert er mit Werbeslogans der Rüstungsindustrie. Minen sind ein Verkaufshit. 350 Millionen Mark investierte die Bundesregierung letztes Jahr in die Entwicklung dieser Waffe. Gute Geschäfte mit Zündmechanismen macht auch die Armbanduhren- Firma Junghans, die mit dem Slogan wirbt: „Immer eine gute Idee.“ Manfred Riepe

„Gute Minen zum bösen Spiel“, heute, 21.15 Uhr, West 3

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