: Atomkontrolle in Nordkorea gescheitert
■ Weltsicherheitsrat plant Sitzung / Brennstäbeaustausch beschleunigt
Washington/New York/Wien (dpa) – Nach dem Scheitern der neuen Verhandlungen zwischen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) und Nordkorea wird der Weltsicherheitsrat möglicherweise schon in Kürze zusammentreten. Nach Angaben aus UNO-Kreisen könnte er bereits heute über die Weigerung Pjöngjangs beraten, verbrauchte Brennelemente auf die Abzweigung von Material für den Bau von Atomwaffen überprüfen zu lassen. Die Verhandlungen zwischen der IAEO und Nordkorea über eine internationale Kontrolle waren am Freitag abgebrochen worden.
Nach jüngsten IAEO-Berichten wechselt Nordkorea die Brennstäbe in dem Versuchsreaktor von Yongbyon in beschleunigtem Tempo aus. Ungenannte hohe Regierungsbeamte warnten laut New York Times davor, daß bei einer Fortsetzung dieser Politik die erst kürzlich wieder in Aussicht gestellten hochrangigen Gespräche zwischen den USA und Nordkorea abgesagt werden und die USA auf internationale Wirtschaftssanktionen drängen müßten.
IAEO-Direktor Hans Blix hatte UNO-Generalsekretär Butros Butros Ghali nach dem Scheitern der Verhandlungen gewarnt, daß die Atomenergieorganisation „schon in einigen Tagen“ nicht mehr die Möglichkeit haben werde, festzustellen, wieviel Plutonium produziert worden sei. Nach den IAEO- Experten soll Nordkorea bereits mehr als 3.000 Brennstäbe entfernt haben – fast die Hälfte allen Brennmaterials in dem Versuchsreaktor in Yongbyon.
Nordkorea steht im Verdacht, seit Jahren an der Entwicklung von Atombomben zu arbeiten. Pjöngjang bestreitet dies, hat der IAEO aber wiederholt Kontrollen verweigert, die Klarheit bringen könnten. Vor allem bei dem zur Zeit stattfindenden Brennelementewechsel in dem Fünf-Megawatt- Reaktor hatten IAEO-Experten Analysen an den alten Brennstäben vornehmen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen