Nachschlag

■ Viel geredet, wenig gesagt: eine Podiumsdiskussion über den „Kunst-Kiez Mitte“ in der Volksbühne

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Noch ist der Umzug der Berlinischen Galerie in das ehemalige Postfuhramt in der Oranienburger Straße ungewiß. Am vergangenen Samstag nachmittag aber war die Zeit reif für ein bißchen Zukunftsmusik. „Neue Nachbarn, die Berlinische Galerie im Kunst-Kiez Mitte“ lautete der Titel einer Podiumsdiskussion, zu der Sybille Burkert und Albert Eckert vom Bündnis 90/Grüne in den Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gebeten hatten.

Und um die Sache spannender zu machen, hatte man sich einen Untertitel ausgedacht: „Zum Verhältnis von musealen Institutionen und aktueller Kunstszene“. Doch entpuppte sich dieser Zusatz als reine Mogelpackung. Was schon an der allein zahlenmäßig schwachen Besetzung lag. Eingeladen waren: Professor Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, und Klaus Biesenbach von dem Kunstwerke e.V. in der Auguststraße. Ein eingespieltes Gespann – die beiden waren in den vergangenen Monaten bereits mehrfach aneinandergeraten. Der Verlauf des knapp zweistündigen Gesprächs bot denn auch kaum Neues. Nachdem Albert Eckert, der die Veranstaltung moderierte, Merkert kurioserweise als den schärfsten Kritiker der Berlinischen Galerie eingeführt hatte (dabei würden einem auf Anhieb sehr viel härtere Gegner dieser Institution einfallen als ausgerechnet deren Direktor), rekapitulierte der erstmal Altbekanntes: den fehlenden Ankaufsetat, die räumlich beengten Verhältnisse. Das Lamento hat man schon oft gehört, und es ist durch seine dauernden Wiederholungen nicht interessanter geworden. Biesenbach dagegen forderte von der Berlinischen Galerie größere Risikobereitschaft und mehr inhaltliche Offenheit, die sich auch in der Organisationsform niederschlagen sollte – in den Kunst-Werken bestimmt ein zwölfköpfiges Kuratorium das Programm. Worauf Merkert, wie immer bei diesen Gelegenheiten, sich auf die Satzung der Berlinischen Galerie herausredete. Außerdem, so der Kunsthistoriker, brauche man kein neues Konzept, sondern müsse erst einmal in die Lage versetzt werden, das bisherige nach achtzehn Jahren endlich in die Tat umzusetzen. Im übrigen und überhaupt seien die Aufgaben eines Museums andere als die eines alternativen Kunstvereins.

Um das zu erfahren, hätte man sich den Weg in die Volksbühne sparen können. Als dann Reiner Güntzer, der Museumsreferent bei der Berliner Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten, mit einem knappen „Chancen für Berlin“ Partei für den Umzug der Berlinischen Galerie ergriff, war das Niveau der Diskussion endgültig im Heizungskeller angelangt.

Auf das eigentliche Thema des Nachmittags indes, das komplizierte Wechselverhältnis zwischen aktueller Kunst und deren Musealisierung, wollten die beiden routinierten Diskutanten nicht eingehen. Und der Eindruck drängte sich auf, sie hätten es auch gar nicht gekonnt. Ulrich Clewing