Das Warten auf das Geld

■ Football: Finanzielles Desaster bei den Hamburg Blue Devils

„Und mein Papi hat keinen Pfennig dazubezahlt!“ Auch der Präsident der krisengeschüttelten Hamburg Blue Devils und der Football League of Europe (FLE), Axel Gernert, soll keinen Pfennig zum 100.000 Mark teuren Umbau seiner Büroräume in der Großen Bahnstraße 33 bezahlt haben. Sein Vermieter, der Architekt und Präsident des FC St. Pauli, Heinz Weisener, muß bis zum heutigen Tag auf sein Geld warten..

Er ist nicht der einzige: Die US-Spieler der Blue Devils pochen auf ihre Gehälter aus Jobs, die ihnen versprochen wurden, und Gernert hofft auf das Geld eines amerikanischen Investoren-Pools.

Nur knapp zwei Wochen bleiben Gernert, um das Desaster abzuwenden: „Wir arbeiten an zwei Plänen“, verkündet Pressesprecher Jens Stümpel, „erstens versuchen wir an die vertraglich zugesicherten Gelder der US-Investoren zu kommen.“ Eine sechsstellige Summe, die sowohl der FLE als auch den privaten Geschäften von Gernert fehlen. Zum Beispiel einer Bar namens „Diner 95“ und einem Fitness-Studio, genannt „Power 95“.

In Bar und Studio sollten sich die US-Spieler ein Zubrot zum 700 Mark Amateurgehalt verdienen. Weil aber beides nicht realisiert werden konnte, entstand ihnen ein Einkommensverlust von 60.000 Mark. Deshalb traten letztes Wochenende drei Amerikaner in Amsterdam in einen Spielstreik, der zur ersten Niederlage der Blue Devils führte.

Gleichzeitig, Plan B, geht Gernert mit dem Konzept der FLE hausieren, in der Hoffnung, daß nicht nur bereits vorhandene Sponsoren zusätzliche Gelder rausrücken, sondern Neue Gefallen an der umstrittenen Football-Liga finden.

Der Spielbetrieb der FLE bleibt von der Finanz-Krise einstweilen unberührt: „Es wird am Samstag einen kompletten Spieltag geben“, versichert Stümpel. Ob die US-Spieler und -Trainer, die aus Solidarität mitstreiken, zum Spiel gegen die Berlin Bears im Volksparkstadion dabei sein werden, war bis zum Donnerstag ungewiß. Daß sie noch nicht abgeflogen sind, wertet Stümpel als positives Zeichen.

Wie lange die Mitglieder des „Blue Devils Booster Club“, Aufnahmegebühr: 2.500 Mark, von ihren Stammplätzen auf der Ehrentribüne (inklusive eigenen Stewart) ihr Team anfeuern können, bleibt unsicher. Bereits jetzt bittet manche Tochter: „Hoffentlich hat mein Papi nichts dazubezahlt!“

Edwin Feindt