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Ärgerliches und kurzsichtiges Flächendumping -betr.: "Soll Bremen seine Grenzen überwinden?", taz vom 15.7.94

Betr.: „Soll Bremen seine Grenzen überwinden?“, taz vom 15.7.

Umweltsenator Fücks strebt die Zusammenarbeit zwischen Bremen und Niedersachsen bei der Gewerbeflächenplanung an. Der Vorteil dabei liegt auf der Hand: Es werden Überkapazitäten bei Handel und Dienstleistungen vermieden. Das sonst übliche Preisdumping bei Gewerbeflächen vermindert sich und führt damit auch zu Flächeneinsparungen.

Prompt kommt die Gegenreaktion von Wirtschaftssenator Jäger: Eine Studie stellt fest, daß es „noch erhebliche Spielräume zur Bereitstellung von Flächen, die für neue Arbeitsplätze erforderlich seien, gäbe“. Grundlage dieser Feststellung ist ein Vergleich mit anderen Städten über 300.000 Einwohner.

Nicht nur ärgerlich, sondern hochgradig kurzsichtig und falsch sind die Begründungen dieses jünsten Vorstoßes des Wirtschaftssenators für mehr Flächenverbrauch:

1. Bremen habe mehr Flächen für Erholung und Landwirtschaft als andere vergleichbare Großstädte, also könne gebaut werden.

Der Wirtschaftssenator fordert damit die Verringerung von Lebensqualität und Standortvorteilen, die Bremen (noch!) besitzt. Zudem scheint nicht bekannt zu sein, daß Bremen ein Bundesland ist, zwar ein kleines, aber dennoch nicht direkt vergleichbar mit anderen Stadtgemeinden. Oder verfügen andere Städte z.B. über ein Landschaftsprogramm oder ein Naturschutzgebiet?

2. Arbeitsplatzverdichtung durch Ausweisung von mehr Gewerbefläche?

Richtig ist, daß Bremen im Vergleich über geringe Arbeitsplatzdichte verfügt. Dies ist u.a. auf den großen Anteil flächenintensiver Transportdienstleistungen zurückzuführen. Unsinnig hingegen ist, durch mehr Gewerbeflächen die Arbeitsplatzdichte zu erhöhen: gutachterlich belegt ist, daß neue Gewerbeflächen in hohem Umfang durch Abwandern heimischer Betriebe von innen nach außen besetzt werden. Dabei enstehen relativ wenige neue dauerhafte Arbeitsplätze und häufig bauen die Firmen durch den Umzug weitere Arbeitsplätze ab.

Der BUND erwartet auch vom Wirtschaftssenator ein möglichst effektives und kostenbewußtes Arbeiten. Das neueste Gutachten zum Flächenbedarf zählt leider nicht dazu. Ist der Umweltsenator eventuell doch der bessere Wirtschaftssenator? Michael Abendroth, BUND-Landesverband Bremen

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