: Fressen-Freiheit
■ Nürnberger Landgericht entschied: Anti-CSU-Plakat ist nicht strafbar
Nürnberg (taz) – Böse Schlappe für die Herren Stoiber, Glos und Waigel: nach Ansicht der 13. Strafkammer des Nürnberger Landgerichts hat das Plakat „Rassismus hat viele Gesichter“ keinen strafbaren Inhalt. Die zuvor vom Amtsgericht Nürnberg angeordnete Einziehung des Druckwerks ist damit unwirksam.
Wie berichtet hatte das von mehreren antifaschistischen Gruppierungen in Nürnberg veröffentlichte Druckwerk kurz vor der Europawahl für Aufregung gesorgt. Auf dem Plakat mit dem Motto „Rassistische Strukturen aufdecken“ prangten die Fotos von CSU- Chef Theo Waigel, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, CSU-Landesgruppenchef Michael Glos und dem CSU-Übervater Franz Josef Strauß. Daneben Zitate dieser Politiker mit eindeutig rassistischem Inhalt sowie Querverbindungen von CSU-Mandatsträgern zu rechtsextremen Organisationen.
Hatte die CSU-Spitze das Plakat als „gemeine Verleumdung“ bezeichnet und das Amtsgericht die Beschlagnahme verfügt, kommt jetzt das Landgericht zu dem Ergebnis, daß die Darstellung der CSU-Spitzenpolitiker auf dem Plakat weder den Tatbestand der Beleidigung noch der üblen Nachrede erfüllten. In der politischen Auseinandersetzung sei es „zulässig, aufgrund bestimmter (nicht angegriffener) Zitate und beschriebener Verhaltensweisen öffentlich den Schluß auf ,rassistische Strukturen‘ zu ziehen“. Dies gehe, so urteilte Richter Gärtner, unter dem Gesichtspunkt des Grundrechts der Meinungs- und Pressefreiheit in Ordnung. Bs
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen