Polizei-Einsätze bei dieser Bullenhitze

■ Transparent gegen Stauffenberg kassiert

Sommerlochstimmung bei der Polizei. Wie die taz aus gewöhnlich hervorragend unterrichteten Kreisen erfuhr, sondierte in der Friedrichshainer Besetzerecke in der Liebigstraße am Samstag nachmittag gegen 15.30 Uhr ein VW-Bus der Sicherheitskräfte die Lage, orderte zwei Wannen Verstärkung, und gemeinsam schritt man bei 36 Grad Hitze zum Einsatz. Objekt der Begierde: ein Transparent an der Fassade des ehemals besetzten Hauses Liebigstraße 34. Der Inhalt der Kundtuung („Stopp der Geschichtsverdrehung. 20 Juli: Stauffenberg war ein Faschist“) soll, so die Polizei gegenüber den Ex-Besetzern, den Tatbestand der Verleumdung Verstorbener erfüllen. Und mußte demnach weg. Keine Antwort hätten, so die Besetzer, die Beamten freilich auf die Frage geben können, warum die LiebigsträßlerInnen vier Wochen lang den Verstorbenen Stauffenberg ungestraft verleumden durften — so lange nämlich hing das Transparent bereits.

Beim gewöhnlich zwar nicht hervorragend, aber immer noch gut unterrichteten polizeilichen Lagedienst wußte man gestern auch keinen Rat und verzichtete lieber darauf, den Einsatz zu bestätigen. Vielleicht lag's daran, daß Turnübungen wie beim Entfernen des Transparents (Polizisten kletterten auf das Dach der Wanne und schnitten das Laken mit einem Messer ab) von der Berufsgenossenschaft nicht gern gesehen sind. Oder aber der Lagedienst hatte bei der Bullenhitze alle Hände voll zu tun, den Großeinsatz in Spandau mediengerecht zu präsentieren. Dort nämlich spendete ein Wasserwerfer mehrere Stunden lang den Straßenbäumen der Havelstadt sein kühles Naß. Uwe Rada