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Rechtsradikale störten Gedenkstunde

■ Tschechische „Republikaner“ verhinderten Feier in Theresienstadt / Streit um tschechische Verantwortung für die Vertreibung der Sudetendeutschen

Terezin (dpa/taz) – Eine Gruppe von rund 15 tschechischen Rechtsextremen hat am Samstag eine Gedenkstunde deutscher Organisationen für alle Opfer der Gewalt im ehemaligen nordböhmischen Konzentrationslager und Ghetto Theresienstadt (Terezin) verhindert. Nachdem die Mitglieder der auch im tschechischen Parlament vertretenen „Republikaner“ den etwa 80 Deutschen den Weg zum Nationalfriedhof versperrt hatten, entrissen sie ihnen Kränze, die in tschechischer Sprache die Aufschriften „Versöhnung“ und „Den Opfern der Gewalt“ trugen, zerfetzten die Kranzschleifen und traten die Blumengebinde mit Füßen. Die mit vier Einsatzwagen vertretene Polizei griff gegen die Randalierer nicht ein.

Zu keinen Störaktionen kam es dagegen bei der nachfolgenden Ehrung der deutschen Opfer des Massakers am 31.Juli 1945 in Usti nad Labem (Aussig). Lediglich drei Vertreter des gegen die „Germanisierung der tschechischen Grenzgebiete“ kämpfenden gleichnamigen Klubs hielten ein Transparent hoch, das an die 360.000 tschechoslowakischen Opfer des deutschen Nationalsozialismus erinnerte. Bei einer Ansprache an der Beneš-Brücke, von der damals viele Deutsche in die Elbe geworfen worden waren, forderte der Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Dresden, Rüdiger Koller, die Brücke zu einem Symbol der Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen zu machen.

Am 31. Juli 1945 war in Usti unter bis heute ungeklärten Umständen ein Munitionslager explodiert. Die Explosion wurde zum Auslöser für eine Hetzjagd tschechischer „Revolutionsgarden“ auf die mit einer weißen Armbinde gekennzeichneten Deutschen, die nach sudetendeutschen Angaben für mindestens 400 mit dem Tod endete.

Zu der durch die „Republikaner“ verhinderten Gedenkveranstaltung waren Vertreter des deutschen Kulturverbandes in der Tschechischen Republik, der Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaften in Dresden sowie des Freundeskreises der deutsch-tschechischen Verständigung nach Theresienstadt gereist.

Die Rempeleien sind der vorerst letzte Höhepunkt in der Diskussion über die nun nahezu fünf Jahre dauernde tschechische Diskussion über die Verantwortung der Tschechen für die Vertreibung der Sudetendeutschen. So hatte der Leiter der Gedenkstätte, Jan Munk, im Vorfeld der Gedenkfeier darauf hingewiesen, daß jede Veranstaltung, die zum Ausdruck bringe, daß nicht nur die Deutschen, sondern auch die Tschechen Verbrechen begannen hätten, in der tschechischen Republik als „Provokation“ aufgefaßt werden könnte. Die Prager Zeitung Telegra schrieb am Samstag, die Tschechen könnten eine wirklich starke Position in der Beziehung zu Deutschland nur erreichen, „wenn wir uns zur moralischen Anzweifelbarkeit der Ausweisung bekennen und keinem Deutschen verbieten werden, sich an die Opfer der tschechischen Rache zu erinnern, genau wie wir uns der Opfer des Nazismus erinnern“.

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