■ Das Portrait
: Carsten Oestmann

Fast euphorisch läuft er durch die Fabrikhallen seiner jüngsten Neuerwerbung. Unvermittelt spricht Carsten Oestmann immer wieder Mitarbeiter an: „Wir schaffen es, Hand drauf!“, und schon ist er weiter. Innerhalb weniger Jahre will der 37jährige das retten, was vom einstigen Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann (SKET) noch übrig ist – und als nahezu unverkäuflich galt. Es wäre nicht Oestmanns erster erfolgreicher Sanierungsfall. Der Selfmade-Unternehmer hat mit seinem Partner Helmut Borchert bereits die Salzgitter Maschinenbau (SMAG) hochgebracht, die zuvor von der Preussag heruntergewirtschaftet worden war und vor der Schließung stand.

Sanierer Foto: taz-Archiv

Seine Karriere als Unternehmer begann Oestmann ohne viel Geld, dafür mit einer Idee. An der Uni Braunschweig entwickelte er als Doktorand ein Elektronenstrahlschweißverfahren, das auf vielen Gebieten sogar die Lasertechnik übertrifft. Der Diplomingenieur entwickelte sein Verfahren bis zur Marktreife und gründete die Elektronenstrahltechnik Nord GmbH (ETN). Gesellschafter ist er heute noch, stieg aber als Geschäftsführer aus, als er in gleicher Funktion in die gerade übernommene SMAG eintrat.

In Magdeburg geht Oestmann ein echtes Wagnis ein. Denn geht die Sache schief, sind er und sein Partner Helmut Borchert mit Haut und Haaren dran. Sie haben die Mehrheit der SKET-Anteile nicht als GmbH übernommen, sondern als Gesellschaft bürgerlichen Rechts und haften deshalb auch mit ihrem Privatvermögen.

Manches, was ihnen die Breuel-Behörde in den Vertrag diktierte, erscheint nicht nur Außenstehenden unsinnig. So bekamen die neuen SKET-Chefs das Verwaltungsgebäude des Konzerns nicht mitverkauft. Überhaupt hätte die Treuhand SKET lieber einem früheren Treuhand-Berater gegeben.

Oestmanns Interesse an dem Magdeburger Konzern wurde auch nicht durch die Treuhand, sondern durch den SKET-Betriebsrat geweckt. Dem hatte Oestmann ein Glückwunschkärtchen geschrieben, als Betriebsrat und Belegschaft den von der Treuhand eingesetzten SKET-Vorstandschef Karl- Wilhelm Marx nach wenigen Wochen geradezu aus Magdeburg weggejagt hatten. Marx hatte SKET zu einer mittelständischen Klitsche herunterschrumpfen wollen. Für Oestmann war Marx kein Unbekannter. Als Vorstandschef der SMAG hatte er die damalige Preussag- Tochter 1991 an den Rand des Ruins gewirtschaftet. löb