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Hofschranzen des Kommunismus

■ betr.: „Er ist die ganz große Koali tion“, taz vom 12.9.1994

Mit einer seltsamen Mischung aus Ingrimm und Vergnügen habe ich Ihren Artikel über Tobias Oswald gelesen. Ich war auch einmal Mitglied der ADS und kenne Herrn Oswald daher persönlich. Er und andere prinzipienlose Apparatschiks der SED/SEW waren dafür verantwortlich, daß jede einigermaßen offene politische Diskussion in diesem Studentenverband unmöglich war. Die Fernsteuerung der ADS durch die SED/SEW bzw. durch die FDJ hat Namen und Gesichter. Allen voran ist hier der Genosse Oswald zu nennen. Wie man es fertigbringt, hauptamtlicher, von der SED bezahlter (!) Vorsitzender der ADS zu werden, liegt auf der Hand: indem man bei jeder Gelegenheit den Speichel der Mächtigen, damals also der SED/SEW- Bonzen leckt, und indem man sein Studium vernachlässigt und damit die Bereitschschaft bekundet, sich in die totale Abhängigkeit von den kommunistischen Finanziers zu begeben. Die durch derartige „Karrieren“ geprägten Persönlichkeiten lassen sich adäquat nur unter Inkaufnahme massiver Verstöße gegen den strafrechtlichen Beleidigungstatbestand beschreiben. Fachliches Können und politische Gradlinigkeit jedenfalls zeichnen diese Hofschranzen des Kommunismus nicht aus. Daß Herr Oswald den Weg zur FDP sucht, überrascht nicht, wohl aber, daß man ihn dort aufnimmt, kommt doch sein heutiges Geschwafel über „das Profitprinzip“ und die Schädlichkeit der Gewerkschaften ebenso gedankenlos und opportunistisch daher wie sein damaliges pseudo-marxistisches Geseire über „gewerkschaftlich orientierte Hochschulpolitik“. Lustig ist bei alldem jedoch die Vorstellung, die FDP könnte den Einzug in den Bundestag diesmal nicht schaffen und in den nächsten Jahren politisch bedeutungslos werden. Dann heißt es: Wieder einmal so manchen Arsch umsonst geleckt. Wohin es unser politisches „Multitalent“ dann wohl verschlägt? Wieder zurück zur SPD (da war er nämlich auch schon), zu den Grünen oder veilleicht mal zu den Reps? Martin Hensche

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