piwik no script img

Selbstbewußte PDS

■ Die Partei erwartet bei der Wahl mindestens drei Direktmandate für den Bundestag allein in Berlin

Die PDS ist sich sicher, in der Hauptstadt die notwendigen drei Direktmandate für den Wiedereinzug der Partei in den Bundestag zu holen. „Allein die Ostberliner Ergebnisse werden dazu ausreichen“, sagte Wahlkampfchef der Berliner PDS, Jens-Peter Heuer, gestern. Sicher sei der Gewinn der Direktmandate für den Vorsitzenden der PDS-Gruppe im Bundestag, Gregor Gysi in Marzahn/Hellerdorf, die Wirtschaftsministerin der Modrow-Regierung, Christa Luft, in Friedrichshain/Lichtenberg, sowie den Berliner HBV- Vorsitzenden Manfred Müller in Hohenschönhausen/Pankow/Weißensee, betonte Heuer.

Aber auch das mit Spannung erwartete Duell zwischen SPD-Vize Wolfgang Thierse und dem parteilosen Schriftsteller Stefan Heym in Prenzlauer Berg/Mitte werde wohl zugunsten des PDS-Kandidaten ausgehen. Chancenreich seien auch die Aussichten des parteilosen PDS-Bewerbers Hanns-Peter Hartmann in Köpenick/Treptow. Die PDS kann sich ihren Wiedereinzug in den Bundestag nur über mindestens drei Direktmandate sichern, da sie aller Voraussicht nach bundesweit die Fünfprozenthürde nicht überspringen wird.

Heuer beklagte einen „Zustand der politischen Unkultur“, der den Bundestagswahlkampf 1994 kennzeichne. Seit den Volkskammerwahlen 1990 habe es einen derart „zugespitzten und polemisierenden“ Streit der Parteien nicht gegeben, und nie zuvor hätten sich politische Haltungen „derart polarisiert“. Als Ursache dafür bezeichnete Heuer die „Sorge der etablierten Parteien“ vor einem sicheren Wiedereinzug seiner Partei in den Bundestag.

Heuer nannte mehrere Beispiele für den zugespitzten Wahlkampf: Senator Krüger (SPD) vermeldete, daß er von PDS-Wahlhelfern angepöbelt und niedergeschlagen worden sei. Vier Tage später folgte das halbherzige Dementi, daß er nicht genau wisse, woher die Anpöbler gekommen seien – die Boulevardpresse druckte diesen Nachsatz natürlich nicht. Die Herausgeber einer verbreiteten Berliner Wochenzeitung lehnten den Druck von PDS-Annoncen ab. Ihre Begründung: Von Extremisten wird nichts gedruckt. Die hauptstädtische PDS hat sich nach Heuers Angaben ihren Wahlkampf 463.000 Mark kosten lassen. dpa/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen