: „Operation Wüstenbrise“ abgeflaut
■ Iraks UN-Botschafter kündigt Truppenrückzug von der Grenze zu Kuwait an / 1.100 zusätzliche US-Soldaten in dem Emirat eingetroffen
Washington (AFP/AP) – Entwarnung an der kuwaitisch-irakischen Grenze: Nachdem gestern die ersten US-amerikanischen Truppenverstärkungen in Kuwait eingetroffen waren und US-Außenminister William Perry einen Präventivschlag gegen den Irak nicht ausschließen wollte, kündigte der Irak am späten Nachmittag den Rückzug seiner Truppen an. Der irakische Botschafter bei der UNO, Nisar Hamdun, teilte mit, er habe einen entsprechenden Beschluß der Bagdader Staatsführung dem UN-Sicherheitsrat übermittelt. Die Befehle an die Soldaten seien bereits ergangen, die Truppen aus der Gegend von Basra „bereits auf dem Weg“. In einer ersten Reaktion des US-Verteidigungsministeriums hieß es dazu, ein Rückzug könne anhand der vorliegenden Informationen nicht bestätigt werden. Zuvor waren die ersten 1.100 von insgesamt 36.000 zusätzlichen US-Soldaten in der Golf-Region eingetroffen.
Hamdun sagte, die irakische Regierung habe sich wegen der „Beunruhigung“ im UN-Sicherheitsrat zu diesem Schritt entschlossen. Die Truppen seien zu „Manövern“ an der Grenze zu Kuwait zusammengezogen worden. Er hoffe, daß der Rückzug die Krise beenden werde, „wenn es eine Krise gegeben hat“. Die irakische Regierung behalte sich jedoch vor, ihre Truppen künftig zu jeder Zeit und an jedem Ort innerhalb des irakischen Territoriums zu stationieren. Bagdad wolle internationale Aufmerksamkeit für seine Forderung nach Aufhebung der UN-Sanktionen gegen den Irak. Vor der Ankündigung Hamduns waren in Bagdad unter Leitung von Staatschef Saddam Hussein die irakischen Führungsgremien zusammengetroffen. Beteiligt waren sowohl der Revolutionäre Kommandorat als auch die Führung der regierenden Baath-Partei.
Rund 1.100 US-Soldaten landeten gestern auf dem internationalen Flughafen von Kuwait-Stadt. Das US-Verteidigungsministerium kündigte für die kommenden Tage die Stationierung von 36.000 zusätzlichen Soldaten am Golf an. 16.000 weitere Soldaten könnten umgehend den Marschbefehl erhalten. Frankreich kündigte an, die Fregatte „Georges Leygues“ in den Golf zu entsenden. Das Pentagon bezifferte die Stärke der irakischen Truppen auf mehr als 80.000 Mann. Perry sagte in einem Fernsehinterview, er wolle einen „Präventivangriff“ gegen Bagdad „weder ausschließen noch bestätigen“.
Der französische Verteidigungsminister François Léotard sagte, Frankreich stehe – „falls erforderlich“ – bereit, an einer Operation gegen den Irak mitzuwirken, wenn diese von den Vereinten Nationen beschlossen werde. Außenminister Alain Juppé gab bekannt, „alle Vorsichtsmaßnahmen“ seien getroffen, um die französischen Verbände zu mobilisieren.
Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel (FDP) erklärte vor Journalisten in Bonn, es gebe „im Augenblick keinerlei Grund“, über eine deutsche Beteiligung an möglichen UN-Maßnahmen am Golf nachzudenken. Das Auswärtige Amt habe die irakische Führung aufgefordert, „jede Konfrontation zu vermeiden“.
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