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Die SED – gab's die?

■ Bürgerrechtler eruiert, daß die Einheitspartei nie registriert wurde

Erfurt (dpa/taz) – Zu einem wuchtigen Schlag gegen die PDS hat Matthias Büchner, thüringisches Mitglied des „Neuen Forums“ und bislang Landtagsabgeordneter, am Rande einer Sitzung des „Bundes der Zwangsausgesiedelten“ ausgeholt. Die SED, so Büchner, habe verabsäumt, sich an die eigenen Vorschriften zu halten und sich registrieren zu lassen. In den offiziellen Unterlagen fänden sich nur die Anträge der „Blockparteien“, nicht aber die der Einheitssozialisten. Daraus folge, daß seit dem 22. April 1946, dem Gründungstag der Einheitspartei, Beiträge und Spenden an ein juristisches Phantom entrichtet worden seien. Da die PDS Rechtsnachfolgerin der SED sei, könnten die an die rechtlich nicht existierende SED gezahlten Gelder bei Gysis Truppe eingeklagt werden.

Hanno Harnisch, Sprecher der PDS, war sich offenbar über den Ernst der Lage nicht im klaren, als er, mit vorstehender Nachricht konfrontiert, nur antwortete, hier habe Büchner „ein schönes historisches Bonbon ausgegraben“. Allerdings, so Harnisch, sei der Bonbon-Schatzgräber einer Mystifikation zum Opfer gefallen. Bände man die Märchen über die SED aneinander, so wäre die Kette noch länger als Büchners Bart. Andererseits räumte Harnisch ein, daß Büchners Geschichte vielleicht doch wahr sein könnte. Er drehte aber den Spieß um, indem er fragte, ob Büchner auch die vormalige Existenz der DDR in Frage stellen wolle. Schließlich – was bliebe von dem ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat übrig, wenn er kaltblütig und kraft eines juristischen Kunstgriffs rückwirkend seiner führenden Kraft beraubt würde? Die Antwort steht aus.

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