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Europa ist zu weit weg

■ Bill Clinton und Jiang Zemin am Rande des asiatisch-pazifischen Gipfels

Jakarta/Dili (AFP/dpa/taz) – Zu den wichtigsten Teilen eines Gipfels gehört sein Rand. Vor allem wenn die Veranstaltung kein klar umrissenes Ziel hat und die Teilnehmer erklären, allein die Tatsache, daß man sich trifft, sei ein Erfolg. Wenn die 18 Staats- und Regierungsschefs der Pazifik-Anrainer heute zum Abschluß des asiatisch-pazifischen Wirtschaftsforums APEC in Indonesien zusammenkommen, haben sich einige von ihnen bereits „am Rande“ unterhalten. US-Präsident Bill Clinton und sein chinesischer Amtskollege Jiang Zemin versuchten sich gestern darüber zu verständigen, ob, wie und wann China in die Welthandelsorganisation GATT oder ihre Nachfolgerin WTO eintritt. Dabei gab es krasse Meinungsverschiedenheiten zwischen Clinton und Jiang, hieß es aus den Delegationen. Die USA fordern, daß China zunächst die Grundprinzipien der Organisation anerkennt – und befolgt. Peking drängt auf einen Eintritt am 1. Januar 1995. Ein Sprecher der chinesischen Delegation sprach sich für einen abgestuften Terminplan zur Liberalisierung des Handels im Pazifikraum aus. Als Termin für die Einrichtung der Freihandelszone nannte er das Jahr 2020.

Offenbar mit Blick auf steigende Besorgnis unter europäischen Ländern machte Clinton deutlich, daß es ihm nicht um die Errichtung eines Handelsblockes gehe. Die USA lehnten jedoch die Bitte der EU um Beobachterstatus bei der APEC ab.

Das Genfer Atomabkommen zwischen den Vertretern Washingtons und Pjöngjangs begrüßte Jiang. Über Nordkorea sprach der US-Präsident auch mit Politikern aus Japan und Südkorea: Dabei suchte er nach einer internationalen Finanzierung des Umbaus der nordkoreanischen Atomindustrie. Möglicherweise wird sich auch die Gruppe der wichtigsten westlichen Industriestaaten G7 beteiligen. Als wichtigste Beteiligte sind allerdings Südkorea und Japan angesprochen. Ein von ihnen gegründeter internationaler Konzern soll für die Abwicklung des Atomgeschäftes sorgen.

Die 41 Timoresen, die am Samstag auf das Gelände der US-Botschaft vorgedrungen waren, setzten am Montag ihre Protestaktion gegen die seit 1976 anhaltende indonesische Besetzung Ost-Timors fort. In der Hauptstadt von Osttimor, Dili, blieb die Lage weiter gespannt. Timorer sammelten sich in Gruppen auf den Straßen, während Polizei und Militär verstärkt patrouillierten und Fahrzeuge kontrollierten. An der Universität in Dili versammelten sich 500 Studenten zu einer friedlichen Kundgebung. Am Wochenende war es in Dili zu den schwersten Unruhen seit vielen Jahren gekommen, bei denen mindestens ein Mensch getötet wurde.

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