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Ohne Stau und Streß

■ Eine neue Technik ermöglicht Sprachunterricht über Computer

Vor einem halben Jahr noch konnte Christoph S. kaum ein Wort Englisch. Demnächst lernt er Fachvokabular. Für den Sprachkurs muß er sich nicht etwa durch den Großstadtstau zu einer Sprachschule quälen, sondern kann mit einer Tasse Kaffee am Arbeitsplatz sitzen bleiben. Dort bekommt er Direktunterricht per Computer. Eine junge Dame erscheint auf seinem Bildschirm, übt ein wenig Konversation, markiert am Monitor mit roten Kringeln die Fehler in seinen Hausaufgaben.

Auf der Expolingua präsentiert sich erstmals eine neue Technik, die die Berlitz-School verstärkt für den Sprachuntericht nutzten will: Tele-Learning, Fernunterricht am Computer über ISDN-Leitung. Mit der neuen Technik kann sich der Lehrer mittels einer Minikamera neben seinem Computer direkt auf dem Bildschirm des Schülers einwählen. Als kleines Fernsehbild am oberen Bildschirmrand sehen sich Lehrer und Schüler gleichzeitig. Vis a vis können sie miteinander sprechen.

Seit einem halben Jahr wird die neue Technik als Modellprojekt in Berliner Firmen im Bereich Controlling und Wirtschaftsenglisch erprobt. Die Berlitz-School bietet inzwischen mehrere ISDN-fähige Programme an, vom TOEFL-Test bis zu medizinischem Fach-Englisch. Für Jean-Pierre Witzmann, Leiter der Berlitz-School, liegen die Vorteile von Tele-Learning auf der Hand: der Unterricht ist individuell zugeschnitten, erspart lange Anfahrtswege und kann bei umfangreicher Nutzung durch mehrere Teilnehmer sogar preiswerter sein als ein Sprachkurs. Eine interaktive Zusammenarbeit ist fast wie im Direktunterricht möglich. Sogar die Aussprache kann verbessert werden. „Allerdings ist die Tonqualität noch nicht optimal“, meint Leah Brehart, die seit April Englisch via Computer unterrichtet. „Da ist es manchmal schwer herauszuhören, wo der Schüler Schwierigkeiten hat.“

Auch individueller Nachhilfeunterricht über Computer an den Schulen ist denkbar. „Wir bräuchten eine Schule in Berlin“, meint Witzmann, „die gemeinsam mit uns drei Monate lang ein Sprachprogramm über Tele-Learning ausprobiert.“ Im Januar nächsten Jahres wird zudem ein Programm eingeführt, das die Möglichkeiten des Tele-Learnings erweitert: Dann könnten mehrere Teilnehmer aus Paris, London, Moskau und Berlin gemeinsam von einem Lehrer unterrichtet werden. Anja Dilk

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