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Kroaten drohen mit Eingreifen in Bihać

■ USA übten Druck auf Zagreb aus

Split (taz/AFP) – Kroatien hat mit einem Kriegseinsatz in Bosnien gedroht, falls die bosnischen Serben die Stadt Bihać einnehmen sollten. Wenn Bihać „fallen sollte“, werde Kroatien „intervenieren“, sagte der kroatische Verteidigungsminister Gojko Susak der New York Times. Die kroatische Regierung habe vor wenigen Tagen bereits einmal geplant, militärisch in die Auseinandersetzungen um Bihać einzugreifen, gab Susak bekannt. Allerdings habe die US- Regierung auf Zagreb Druck ausgeübt, um dies zu verhindern. Rückblickend bedaure die kroatische Regierung, dem nachgegeben zu haben, fügte Susak hinzu.

US-Regierungsbeamte bestätigten, daß Washington vor zehn Tagen auf Zagreb einwirkte, um einen kroatischen Kriegseintritt zu verhindern. Hintergrund dafür dürfte der Streit in der Nato über die Bosnienpolitik gewesen sein. Nach Informationen aus London und Washington war die Nato zum damaligen Zeitpunkt in Gefahr zu zerbrechen. Vor allem London hatte gegen den Vorschlag der USA, mit Kampffliegern in den Kampf um Bihać einzugreifen, opponiert. Ein kroatischer Angriff hätte jedoch nur mit Nato-Luftunterstützung Aussicht auf Erfolg. Aufgrund des Widerstandes der Partner seien die USA von der mit Kroatien schon abgestimmten Option zurückgeschreckt und hätten deshalb Druck auf Zagreb ausgeübt.

In Kroatien waren zu diesem genannten Zeitpunkt schon Teilmobilisierungen der Armee angelaufen und Reservisten zu ihren Einheiten gerufen worden. Oppositionskreise in Zagreb bezweifeln jedoch, ob die Äußerungen Susaks in der New York Times ernst zu nehmen sind. Als Zeichen dafür wird der Besuch von Präsident Franjo Tudjman in Chile angeführt. Wäre eine Militäraktion geplant, wäre der Präsident wohl nicht außerhalb des Landes gereist, hieß es. Außerdem fürchte die Regierung nach wie vor, daß die serbische Seite bei Angriffshandlungen der Kroaten mit Raketenangriffen gegen kroatische Städte zurückschlagen könnte. er

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