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Strafe für richtige Entsorgung

Wer seinen alten Kühlschrank umweltgerecht loswerden möchte, zahlt kräftig drauf / In Österreich sind die anfallenden Kosten im Neupreis drin  ■ Von Eva Blank

In den Röhren deutscher Kühlschränke befinden sich nach einer UNO-Expertise ungefähr 25.000 Tonnen des Ozonkillers FCKW. Laut den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR) haben in Berlin jährlich rund 170.000 Kühlschränke ausgedient. Zwar landen diese nur noch selten auf der Müllkippe, trotzdem aber entweichen immer noch erhebliche Mengen der FCKW, wenn ein Monteur Hand anlegt. Gesamtdeutsch gerechnet, sind das noch immer ungefähr 200 Tonnen jährlich.

„Die BSR holt Kühlschränke gegen ein Entgelt von 60 bis 70 Mark ab, oder man kann sie an einem der 36 Recyclinghöfe für ungefähr 35 bis 45 Mark abgeben“, so Sabine Tümmler, Pressesprecherin der BSR: „Diese Geräte können bis zu 97 Prozent wiederverwertet werden, die restlichen drei Prozent, hauptsächlich FCKW, kommen zum Entsorgungsverfahren zur Firma Hoechst.“ Natürlich nehme die BSR außer Kühlschränken auch anderen Elektroschrott wie Waschmaschinen und alte Herde mit. Meistens sei die Verwertung dort unproblematischer, da eine Waschmaschine keine Giftstoffe enthält.

Eine echte Alternative zur Verschrottung bietet der Verein Kubus. Alte Waschmaschinen werden repariert und dann für wenig Geld an Bedürftige abgegeben. Techniker Bernd Schestelowitz vom Verein Kubus erklärt allerdings: „Kühlschränke können wir nicht recyceln, dafür braucht man eine spezielle Genehmigung. Wir fahren die auch zur BSR.“

Neben Kubus gibt es die kommerziellen Anbieter für reparierte Elektrogroßgeräte: „Wir kaufen Geräte, die maximal acht Jahre alt sind, überholen sie, geben eine Garantie und verkaufen sie dann wieder“, so Babette Lerch vom Elektroladen egv, der sowohl reparierte als auch neue Geräte führt.

Da hierzulande zahlen muß, wer sein Gerät umweltgerecht entsorgen lassen möchte, erhebt sie Vorwürfe gegen die Hersteller: „In Österreich muß man gleich ungefähr 100 Mark Entsorgungskosten beim Neukauf eines Gerätes mitbezahlen und kann es dann überall bei den Händlern abgeben. Hier holt es der Hersteller doch nur ab, wenn ein neues Gerät der gleichen Marke gekauft wird.“

Reiner König, AEG-Pressesprecher, erklärt hingegen: „Wir nehmen alle Hausgeräte bei der Anlieferung neuer Geräte mit. Dafür muß der Kunde ungefähr 40 Mark bezahlen.“ AEG stelle seit 1993 keine FCKW-haltigen Kühlschränke mehr her, so König. Die Umstellung der Kühlschränke auf FKW und später KW sei allerdings nur mit Vorbehalten zu begrüßen: „Im Kühlschrank herrscht durch diese Stoffe mehr Feuchtigkeit, so daß er schneller vereist und daher bei der Kühlung mehr Strom verbraucht“, erläutert der Pressesprecher seine Bedenken.

Stiftung Warentest empfahl 1993 eine Alternative: Kühlschränke, die mit einem Propan- Butan-Kältemittel kühlen und für rund 600 Mark zu haben sind. Dennoch sieht König die zukünftige Marktchance von AEG in Vakuumkühlschränken aus Edelstahl. „Diese sparen Dämmstoffe, Strom und haben eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren.“ Der Pferdefuß dabei: sie sind momentan noch mindestens doppelt so teuer wie heutige Markengeräte und werden in geringer Stückzahl hergestellt.

Joachim Lohse, Geschäftsführer im Institut Ökopol in Hamburg, schlägt dazu vor, daß Langlebigkeit und Recycelbarkeit von Geräten Hand in Hand gehen müßten. Einheitliche, länger gültige Normung von Basiseigenschaften, wie zum Beispiel Außenabmessungen, längere Garantiefristen und vermehrtes Produktleasing wären Strategien zum Abbau des Müllberges. Gute Verarbeitung, geringe Reparaturanfälligkeit und große Wartungsfreundlichkeit seien ein Muß für neue Geräte und die Umwelt.

Zudem hält Lohse die Gemeinschaftsnutzung von Elektrogroßgeräten für eine echte Alternative. „Der Verzicht auf eine private Waschmaschine bedeutet für die Mieter zwar einen gewissen zeitlichen Abstimmungsbedarf mit den Nachbarn – Vorteile können andererseits durch den in der Wohnung freiwerdenden Platz entstehen.“

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