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Norwegische Walwerbung

■ Die Regierung in Oslo wirbt bei Kindern für Walfang

Oslo (taz) – Fernsehreklame, die gezielt Kinder anspricht, ist in Norwegen verboten. Andere Werbung mit dieser Zielgruppe ist strengen Restriktionen unterworfen. Doch der Kampf gegen das kommerzielle Reinlegen von Kindern gilt offenbar nicht, wenn es um „nationale Interessen“ geht. Die Regierung in Oslo will jetzt gezielt bei Kindern für das Abschlachten von Walen werben. Auch dieses Jahr wieder sollen Hunderte von Walen durch die Harpunen norwegischer Walfänger sterben, allen internationalen Protesten zum Trotz.

Im Gegenteil, auf die zu erwartende Protestwelle hat man sich diesmal besonders gut vorbereitet. Die norwegischen Botschaften in aller Welt wurden mit Tonnen von Aufklärungsbroschüren versorgt. Für die Zielgruppe Kinder hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Kein Telespiel zwar, wo die Kids selbst Walfänger spielen und virtuelle Wale sich im Todeskampf winden lassen können. Noch nicht jedenfalls. Aber immerhin eine vierseitige Broschüre, in der „kindgerecht“ mit bunten Bildern und kurzen Texten – auf deutsch, holländisch, englisch – Werbung für das blutige Geschäft gemacht wird.

Noch ist über den genauen Inhalt der bunten Werbeträger kaum etwas bekannt. Beim Außenministerium war nur zu erfahren, daß sich das Heft an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren wendet und Informationen etwa der Art enthält, daß die von Norwegen gejagten Wale gar nicht vom Aussterben bedroht seien. Andere Säugetiere würden doch schließlich auch gejagt.

Das norwegische Außenministerium entwarf die Broschüre vor allem als Reaktion auf die von Jugendzeitschriften und -programmen in verschiedenen Ländern geplanten Protestaktionen. Im vergangenen Jahr hatte sich eine durch solche Kampagnen ausgelöste Flut von Protestbriefen von Kindern und Jugendlichen über die Beamten im Außenministerium und in den Botschaften ergossen. Reinhard Wolff

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