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Jonglieren mit zwei Sprachen

Seit zwei Jahren mit anspruchsvollem Programm auf Sendung: der türkisch-deutsche Fernsehsender Aypa-TV für „alle, die toleranter sein wollen“  ■ Von Halil Can

Als vor genau zwei Jahren Ali Yildirim und Claudia Dantschke als Chefredakteure und einzige Mitarbeiter des privaten Fernsehsenders Aypa-TV sich ins Dickicht der Medienlandschaft begaben, schienen ihre Chancen zu überleben gänzlich schlecht zu stehen. Überlebt haben sie, leben können sie bis heute nicht von ihrer Arbeit.

Yildirim, gelernter Druckingenieur, lebt von seiner Tätigkeit als Gerichtsdolmetscher. Claudia Dantschke, die in Leipzig ihr Dolmetscherstudium absolviert hat, erwarb ihre ersten Kamera- und Fernsehkenntnisse beim privaten Sender ATT (Türkisches Fernsehen in Europa), bis sie schließlich Ali Yildirim, den damaligen Berlin-Chefredakteur der liberalen türkischen Tageszeitung Milliyet (Nation) kennenlernte.

Da in der Bundesrepublik Migranten immer noch in den öffentlich-rechtlichen und privaten deutschsprachigen Medien eine Sonderrolle einnehmen, ist das Bestehen eines Projektes wie Aypa-TV, das jeden Tag seine Sendung mit dem Slogan „Deutsch-türkischer Spiegel für alle, die toleranter sein wollen“ beginnt, schon bemerkenswert. Es gibt zwar in Berlin auch andere türkischsprachige Fernsehsender – wie zum Beispiel TD1 im Kabelkanal, der stark islamisch-religiös geprägte Sender TFD (Türkisches Fernsehen in Deutschland) oder der offene Kanal, wo sich mehrere politische und religiöse Gruppen unterschiedlichster Herkunft tummeln. Aypa-TV unterscheidet sich wesentlich von ihnen. Der interkulturelle Sender versucht mit einer täglichen Sendezeit von einer Stunde sowohl auf politische, gesellschaftliche wie auch kulturelle Themen und Ereignisse hier in Berlin und Deutschland als auch in der Türkei einzugehen. Hierunter fallen Themen wie „doppelte Staatsbürgerschaft“ und „Bundestagswahlen“ genauso wie „Demokratisierung, Menschenrechtsverletzungen und Fundamentalismus in der Türkei“. Dabei ist die sprachliche Herangehensweise der Programmgestaltung sehr interessant, da zwischen der deutschen und türkischen Sprache jongliert wird, so daß auch ein deutschsprachiger Zuschauer sich über die türkischen Berliner informieren kann, ohne türkisch zu können. Die Produzenten schließen aus der Resonanz der Zuschauer, daß ihr angestrebtes Ziel, neben den türkischen und deutschen Zuschauern auch andere nichtdeutsche Zuschauer zu erreichen, erste Erfolge zeigt.

Die Inhalte im Aypa-TV sind anspruchsvoll, so sind sie gedacht. Die Produzenten wollen eher den kritischen Zuschauer ansprechen, da für die anderen der größte Teil der Medien bereits sorgt. Doch diese Zielgruppe wird auch ein entsprechendes Programm verlangen. Das wird auf die Dauer von zwei Leuten, die die Projektkosten mit Werbeeinnahmen gerade noch decken können, nicht zu erfüllen sein. Die Produzenten wissen das. Über die moralische Unterstützung können sie sich nicht beklagen. Jedoch fehlt es an personeller und finanzieller Hilfe. Erst dann könnte der Traum von einem eigenen Studio endlich wahr werden.

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