: Photovoltaik in den Dreck gezogen -betr.: "Teure Solaranlagen mit Tec-Appeal", taz vom 1.2.95
Betr.: „Teure Solaranlagen mit Tec-Appeal“, taz vom 1.2.95
Als ich Ihren Artikel las, glaubte ich, meinen Augen nicht mehr trauen zu können. In DER bundesdeutschen „alternativen“ Tageszeitung so einen Artikel zu lesen! Was war geschehen?
Als zentrale Aussage Ihres Artikels verstand ich, daß Photovoltaik (PV) sinnlos und nur ein „High-Tech-Spielzeug“ der Politik (und wohl auch der Industrie?) sei!!
Ja, bin ich denn dümmer als andere Menschen oder warum verstehe ich die Welt nicht mehr?
Daß Sonnenenergie insbesondere PV unwirtschaftlich ist und nie eine Alternative für die Stromerzeugung in diesem unseren Land darstellen kann, habe ich bisher nur zu oft aus den Reihen der großen Stromversorgungsunternehmen und der ihnen nahestehenden Politikern gehört und erlebt!
Und jetzt schließt sich die „alternative“ (?!?) taz dieser Argumentation voll und ganz an. (Danke, daß Sie die durch eine aufgeklärte Bevölkerung in letzter Zeit unter Rechtfertigungszwnag geratenen „kleinen armen“ Stromversorgungsunternehmen unterstützen. Diese werden es Ihnen bestimmt auch danken.)
Und dann machen Bund und Länder endlich einen (zwar etwas kleinen) Schritt in die richtige Richtung, und die taz zieht das noch in den Dreck.
Wie sieht denn Ihr persönliches Energie-Konzept für die Zukunft dieser noch schönen Welt aus??? Oder glauben Sie, daß wir so weitermachen können wie bisher? Könnte es nicht auch sein, daß Atomkraft, Kohlekraft evtl. die Umwelt und unsere Zukunft bedrohen? Und diese vielleicht sogar subventioniert werden und deshalb viel zu billig sind. Und nicht die kaum unterstützte PV zu teuer ist?
Wer sich aufmacht, der Öffentlichkeit so einen Artikel vorzulegen, hat sein Zuhause bestimmt mit Sonnenkollektoren, Brennwertkesseln und Wärmerückgewinnung ausgestattet. Nur noch ein paar kleine Fragen hätte ich.
Ist Ihnen bekannt, daß die Privathaushalte in der BRD mehr als 4 Billionen DM angelegt haben? Und somit es vielleicht, wenn der Wille vorhanden wäre, bereits jetzt für viele Haushalte finanziell kein Problem wäre, PV-Anlagen bei sich auf die leeren Dächer zu legen? Neben den Kollektoren natürlich (Aber da denken ja alle, das ist sinnlos. Wer soll ihnen das nach den Berichten in den Medien auch verdenken? Ich nicht mehr.) Ist Ihnen auch bekannt, daß es sich z.Z. bei den PV-Komponenten im allgemeinen um Kleinst-Serien handelt (teilweise Handarbeit). Und daß sich der Preis schon bei Kleinserien z.B. bei Wechselrichtern von heute 5.000 Mark auf max. 1.500 Mark senken würde? D.h. das „Zeug“ muß endlich in größerem Umfang verkauft werden! Oder daß es ein deutsches Patent über „Drahtsolarzellen“ gibt, das den Preis auf 1/5 (!) gegenüber heutigen Platten-Solarzellen drücken würde? (Würde endlich ein Unternehmer dieses Patent kaufen und umsetzen!)
Anschließend möchte ich noch bemerken, daß sich die „alternative Linke“ mit der Taktik, immer nur gegen alles und alles ist schlecht selbst ausgrenzt, wenn es darum geht, eine Gesellschaft zu entwickelen, die friedlich und im Einklang mit der Natur zusammenlebt. Mit dieser Taktik kann sich auch (leider) alternatives Gedankengut niemals in breiten Gesellschaftsschichten etablieren. Was unsere Gesellschaft heute braucht, sind Konzepte und den Mut, neue Wege zu gehen und nicht ewige „Nein-Sager“!
Claus Raach
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