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Kulturbrauerei will mehr Geld ...

■ ... doch Kulturverwaltung meint: unberechtigte Forderung

Die Kulturbrauerei sendet SOS-Signale ans Abgeordnetenhaus: Wenn die Finanzlücke von 377.000 Mark nicht gestopft werde, müsse man den fünf Gesellschaftern der Kultureinrichtung in Prenzlauer Berg nahelegen, ab dem 1. April in Liquidation zu gehen, um einen Konkurs abzuwenden. In der Senatsverwaltung für Kultur beurteilt man die finanzielle Lage jedoch anders: „Die Kulturbrauerei muß ihre Planung auf ihre finanziellen Möglichkeiten abstellen“, erklärte gestern Sprecher Rainer Klemke. „Der Wirtschaftsplan der Kulturbrauerei ist unrealistisch.“ Im Verhältnis zu den vorhandenen Mitteln versuche die Kulturbrauerei, zuviele Projekte zu verwirklichen. Sie müsse – wie andere Kulturbetriebe der Stadt – mit dem zugewiesenen Geld auskommen, so Klemke.

Bei einem Gespräch zwischen Vertretern von Kulturbrauerei und Kultursenator am gestrigen nachmittag wollte man den Wirtschaftsplan nochmals erörtern. Die Senatsverwaltung für Kultur rät zum Abspecken. „Das ist ein Witz“, empört sich Stefan Weiß, Geschäftsführer der Kulturbrauerei. „Wir sind so mager, daß wir nicht wissen, wo wir abnehmen sollen.“ Nach Angaben von Weiß erhält die Kulturbrauerei 1995 und 1996 jährlich 540.000 Mark aus dem Kulturetat. Allein 356.000 Mark sind für die Miete fällig. 180.000 Mark sind für künstlerische Projekte bestimmt. Betriebs- und Personalkosten seien damit aber nicht gesichert.

Die Senatsverwaltung für Kultur rechnet dagegen vor, daß das Projekt mit ABM-Geldern, Kulturförderung und Eintrittsgeldern 1,9 Millionen Mark einnehme. Mit 28 ABM-Kräften habe die Kulturbrauerei „überproportional“ viele ABM-Stellen und erhalte insgesamt 100.000 Mark mehr Förderung als die Ufa-Fabrik in Tempelhof – ein Off-Szene-Projekt in vergleichbarer Größenordnung.

Die Hoffnung der Kulturbrauer, die fehlenden Gelder im Nachtragshaushalt bewilligt zu bekommen, bezeichnet Pressesprecher Klemke als „Illusion“. „Es gibt keine parlamentarische Mehrheit für neue, feste Zuschußempfänger.“ Ein entsprechender Antrag des Kultursenats für die Kulturbrauerei sei bei den letzten Haushaltsberatungen gescheitert.

Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Uwe Lehmann-Brauns, will sich bei den Verhandlungen um den Nachtragshaushalt für die Kulturbrauerei einsetzen. Das Projekt sei „besonders förderungswürdig“. Es sei „ein neues Stück Berlin“, „ein Ort, an dem Ost oder West keine Rolle mehr spielt.“

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Irana Rusta, erklärte: „Die Forderungen der Kulturbrauerei sind im Großen und Ganzen berechtigt.“ Es werde aber schwierig sein, diese durchzusetzen. Auch sie will sich für das Projekt einsetzen. Dorothee Winden

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