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Viel Lyrik, wenig Konkretes

■ Kritik der Bündnisgrünen am Bericht der Schulverwaltung zum Modellversuch „Schule in erweiterter Verantwortung“

Zur Debatte standen die künftigen Freiräume der Berliner Schule. Unter dem Motto „Mehr Verantwortung für die Einzelschule“ soll im nächsten Schuljahr ein Modellversuch gestartet werden, der den einzelnen Schulen mehr finanzielle und pädagogische Freiräume gibt. Der vorliegende Bericht der Senatsschulverwaltung war gestern Thema im Schulausschuß des Abgeordnetenhauses.

Zum ersten Mal sollen die Schulen für Lehr- und Lernmittel, Möbel, Turn- und Sportgeräte pauschal eine Summe Geld zur Verfügung gestellt bekommen, mit der sie selbst haushalten können. Der Dreh- und Angelpunkt des Konzepts: Jede Schule soll selbst entscheiden, welche Richtung sie nimmt. Entweder eine kreativ- künstlerische, eine sportliche oder eine naturwissenschaftliche Ausrichtung. Hier waren sich die Parteien einig: Ein im Prinzip begrüßenswerter Ansatz, der eine neue bildungspolitische Offensive einläuten könnte. Lägen da nicht noch jede Menge Stolpersteine im Weg.

„Viel Lyrik, wenig Konkretes“, so das lapidare Statement der schulpolitischen Sprecherin der SPD, Angela Merkel. Ungeklärt sei bisher, ob die von den Schulen angesparten Gelder tatsächlich ins nächste Jahr gerettet werden können. Auch ihre Kollegin von Bündnis90/Die Grünen, Sybille Volkholz, monierte: „Wenn da nicht noch einiges geändert wird, könnte der Versuch zum echten Rohrkrepierer werden.“

Unakzeptabel sei die hervorgehobene Stellung des Schulleiters, dem die alleinige Entscheidung über die Verwendung der Finanzen und die Verteilung der zusätzlichen Stunden wie Förder- und Teilungsstunden obliege. Nur bei der pädagogischen Gestaltung habe die Gesamtkonferenz von Schülern, Lehrern und Eltern ein Mitbestimmungsrecht.

Die geforderte Zweidrittelmehrheit sei allerdings viel zu hoch gehängt worden. Ein echter pädagogischer Fortschritt könne nur dann eintreten, wenn Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam darüber entscheiden können, wie das Geld und die Stunden verteilt werden. Nur so könnten sich die Schüler auch mit ihrer Schule identifizieren. So wie die erweiterte Verantwortung der Schulen hier jetzt angepriesen werde, sei es lediglich ein Verwaltungsakt für die Verteilung der Finanzen, aber keine bildungspolitsche Erneuerung, kritisierte Sybille Volkholz den Bericht. Michaela Eck

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