: „Ich habe mich geirrt“
■ Angolas Rebellenführer einsichtig
Johannesburg (taz) – Angolas Rebellenführer Jonas Savimbi will nun endlich akzeptieren, wogegen er die ganzen letzten Jahre gekämpft hat. „Wir akzeptieren das Wahlergebnis vom September 1992, auch wenn wir immer noch nicht glauben, daß der Urnengang frei und fair war“, verkündete er bei einem Besuch in Kapstadt. Weil Savimbi seine damalige Niederlage bei den ersten Wahlen in der Geschichte Angolas nicht hinnehmen wollte, hatte er eine Neuauflage des Bürgerkriegs ausgelöst, was 500.000 Menschen das Leben kostete. Nun weiß Savimbi: „Weder die Regierungspartei MPLA noch Unita besitzen die Unterstützung und den Willen, den Krieg fortzusetzen.“ Jonas Savimbi, der alte Buschkrieger, in der Rolle der Friedenstaube: Gekleidet in einen weißen Anzug, ausgeruht und ohne Bart trat in Kapstadt ein entspannter Rebellenchef vor die Presse. „Wenn die Regierung will, ist meine Partei bereit, sofort beim Aufbau des Friedens mitzuhelfen. Unita ist ein ernsthafter Partner“, erklärte Savimbi, während an seiner Seite Unita-Generalsekretär Chivukuvuku zustimmend nickte. Eine halbe Stunde lang hatte zuvor Nelson Mandela mit Savimbi gesprochen. „Angola sollte nicht auf Neuwahlen drängen“, sagte der Rebellenchef anschließend und fügte hinzu: „Vor 1997 gibt es dafür keine Notwendigkeit.“
In dieser Frage herrscht Übereinstimmung zwischen dem Unita- Führer und der Regierungsseite. Weder Angolas Präsident Eduardo dos Santos noch Savimbi sind derzeit an neuen Wahlen interessiert, da die den prekären politischen Balanceakt zwischen ihnen gefährden würden. Das im November vereinbarte Lusaka-Protokoll, vor zwei Wochen in Sambias Hauptstadt durch eine öffentliche Umarmung zwischen Savimbi und dos Santos besiegelt, sieht ohnehin eine Rebellenmachtbeteiligung bis hin zur Dorfebene vor. Bürgermeister und Verwalterposten wurden aufgeteilt, auch die Ministerjobs. Lediglich die Frage der Position von Jonas Savimbi ist – zumindest öffentlich – immer noch nicht geklärt. Der Posten des Vizepräsidenten, der zur Diskussion stand, steht nicht in Angolas Verfassung. Unklar ist auch, wann der kritischste Punkt der Friedensvereinbarung in Angriff genommen wird: Die Zusammenführung der 50.000 Unita-Rebellen mit den 100.000 Regierungsoldaten unter einem gemeinsamen Oberkommando. Willi Germund
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