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Parole statt Tafel

■ Demo von rund 1.500 SchülerInnen aus fünf Ostbezirken gegen die geplanten Lehrerversetzungen von Ost nach West

An Berlins Schulen ist der Teufel los: Kurz vor den Sommerferien herrscht vor allem an den Schulen in den Ostbezirken der Ausnahmezustand. Auch gestern vormittag zogen – zur besten Unterrichtszeit – mehr als 1.500 Schülerinnen und Schüler in einem Protestmarsch vom Roten Rathaus in die Storkower Straße vor das zentrale Landesschulamt, um dem obersten Pädagogen der Stadt, Schulsenator Jürgen Klemann (CDU), kräftig einzuheizen. In einem Zehn- Punkte-Katalog wehren sie sich unter anderem gegen den geplanten Wechsel von KlassenlehrerInnen, kritisieren den chronischen Fachlehrermangel und fordern besseren Unterricht.

Nachdem in dieser Woche immer wieder einzelne Schulen oder Klassen aus den Bezirken Prenzlauer Berg, Mitte oder Treptow mit Protestaktionen und Streiks an Schulen und Demonstrationen vor dem Landesschulamt auf ihre miserable Ausbildungssituation aufmerksam machten, gelang es gestern der Landesschülervertretung, SchülerInnen von Schulen aus fünf Ostbezirken zu mobilisieren. Sie kamen von Gymnasien, Gesamt-, Haupt- und Grundschulen aus Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Treptow und Pankow.

Da das Landesschulamt trotz der Aktionen der vergangenen Tage weiterhin an den „Zwangsumsetzungen“ festhalte, wollen auch die SchülervertreterInnen ihre Aktionen nicht einstellen, hieß es gestern. Falls sich die Lage an den Schulen nicht deutlich entspanne, sollen die Proteste und Streiks auch im nächsten Schuljahr fortgesetzt werden.

Was die Schülerinnen und Schüler so erzürnt, sind die geplanten und teilweise schon vollzogenen Umsetzung von 285 „Überhang- Lehrern“ aus den Ostbezirken in den Westteil der Hauptstadt. „Allein im vergangenen Schuljahr sind bei uns zig Unterrichtsstunden ausgefallen“, kritisierte Peggy Herrmann, Schülervertreterin vom 1. Gymnasium in Prenzlauer Berg. Lediglich die Leistungskurse seien davon verschont geblieben. Diese seien aber mit teilweise 27 SchülerInnen dermaßen überfüllt, daß an ein effektives Lernen nicht zu denken sei. Wenn jetzt noch mehr LehrerInnen gehen müßten, könne man das Abitur getrost vergessen, so ihr resigniertes Resümee. Doch nicht nur Schüler und Schülerinnen demonstrierten gestern gegen die Landesschulamtspolitik. Auch viele Eltern fanden sich gestern in der Storkower Straße ein.

Unterdessen signalisierten die bezirklichen Schulräte des Landesschulamtes eine gewisse Entspannung der Lage. Die Umsetzungen seien auf ein realistisches Maß zurückgefahren worden. Die Zahl der ursprünglich aus Friedrichshain geforderten 59 „Überhang- Lehrer“ sei jetzt auf 39 reduziert worden. Dafür kämen aber 20 Fristverträgler aus dem Westteil der Stadt, womit sich die real „abzugebende Lehrermenge“ im Ostteil letztlich auf 20 reduziert hätte, so die Bilanz des Friedrichshainer Oberschulrates. Michaela Eck

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