: Hanföl hilft gegen Neurodermitis Von Ute Scheub
Mein zweijähriger Sohn leidet, wie mittlerweile bereits rund zehn Prozent aller Kinder, an Neurodermitis. Genau genommen ist es bei ihm keine Neurodermitis, sondern ein sogenanntes atopisches Ekzem. Aber der Unterschied ist nur für Fachleute interessant, denn die Symptome sind die gleichen: stark gerötete Hautflecken, die extrem jucken. Inzwischen aber juckt ihn nichts mehr, denn seit ich ihn mit Speiseöl aus Hanf behandele, sind binnen zwei Monaten die Symptome verschwunden.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich wußte, daß manchen Neurodermitikern die Einnahme von Kapseln mit Nachtkerzenöl hilft – wegen der darin zu neun Prozent enthaltenen Gammalinolensäure, die für die Regulierung von Entzündungsprozessen wichtig ist. Allerdings sind die im Reformhaus erhältlichen Kapseln sehr teuer, eine Packung kostet zwischen 60 und 80 Mark. Als ich im taz-Hanf- Special las, daß auch Hanföl Linolensäure enthält, wurde ich hellhörig. Nachfragen im Hanfhaus ergaben, daß das Zeug es tatsächlich in sich hat: nicht nur 57 Prozent zweifach ungesättigte Linolsäure und 18 Prozent dreifach ungesättigte Linolensäure, sondern eben auch zwei Prozent Gammalinolensäure.
Mathias Bröckers vom Hanfhaus recherchierte inzwischen weiter und wurde tatsächlich in der US-amerikanischen Literatur fündig. Der „Speiseöl-Papst“ Udo Erasmus empfiehlt Hanföl als „nature's most perfectly balanced oil“ und verweist auf seinen Einsatz bei Neurodermitis und anderen chronischen Krankheiten. Hanföl hat zwar weniger Gammalinolensäure als Nachtkerzenöl, dafür ist das Hanföl mit elf Mark pro Viertelliter aber auch viel billiger. Außerdem kann es im Gegensatz zu den Kapseln ohne Probleme in den täglichen Speiseplan integriert werden. Mein Sohn schluckt seine täglichen zwei Teelöffel Öl pur und lutscht hinterher mit quietschendem Vergnügen den Löffel ab – Kinder haben manchmal einen siebten Sinn dafür, was ihr Körper braucht. Aber man kann den nussig schmeckenden Saft auch als Salatöl verwenden oder sonstwie ins Essen rühren. Er darf nur nicht über 50 Grad erhitzt werden, sonst gehen die wertvollen Bestandteile kaputt.
Weil die ungesättigten Fettsäuren, die beim Sauerstofftransport und dem Aufbau von Antikörpern helfen und das menschliche Immunsystem insgesamt stärken, sich auch sonst gerne mit Sauerstoff „sättigen“, sprich ranzig werden, sollte man das Öl am besten im Kühlschrank aufbewahren und binnen sechs Wochen aufbrauchen. Das Hanföl wirkt jedoch nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich. Jeden Abend und nach jedem Bad habe ich die verbleibenden Hautflecken meines Sohnes eingeölt. Ich sage verbleibend, weil die Entzündungen bereits nach ungefähr zehn Tagen massiv zurückgingen. Sobald die Sonne schien und er leichtbekleidet rumtoben konnte, ging es noch schneller. Nach nunmehr zwei Monaten „Behandlung“ sind nur noch ein paar kleine Stellen rauher Haut zurückgeblieben. Die Eltern anderer Kinder, denen ich das Zeug empfohlen habe, berichten ähnliches.
Vor falschen Hoffnungen sei dennoch gewarnt, denn Hanföl ist sicher kein Allheilmittel für alle Neurodermitiker. Bei dieser gemeinen Krankheit hilft letztlich nur eins: alles ausprobieren und nicht die Hoffnung verlieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen