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430.000 Tote durch 50 Jahre Atomwaffentests

■ Bremer Friedensforum will am Samstag manhnwachen

Die Diskussion um die geplanten französischen Atomwaffentests läßt ein Ereignis in den Hintergrund treten, das bereits vor 50 Jahren den Schrecken nuklearer Waffen auf dramatische Weise vor Augen führte: die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Aus Anlaß des Jahrestages ruft das Bremer Friedensforum am kommenden Samstag zu einer Mahnwache auf.

Gestern stellte sich einer der Kundgebungsredner vom Samstag der Presse: Der Chef des Hauptgesundheitsamtes Heinz-Jochen Zenker. Er soll vor allem über die Auswirkungen der Atombombenabwürfe vor 50 Jahren sprechen. Innerhalb von vier Monaten starben in Japan nach Schätzungen 180.000 Menschen, so Zenker. Bis zum heutigen Tag soll sich die Anzahl der Todesopfer auf 300.000 Personen belaufen. Zenker: „Selbst heute sterben noch Jahr für Jahr 2.500 Japaner an den Spätfolgen, die die nuklearen Explosionen vor 50 Jahren hervorrufen“.

Die Atomwaffentests müßten in genau diesem Zusammenhang gesehen werden. „Epedemiologische, also wissenschaftliche Untersuchungen gelangen zu der Prognose, daß bis Ende dieses Jahrtausends 430.000 Menschen die seit Hiroshima durchgeführten Atomwaffentests mit ihrem Leben bezahlen mußten und müssen“. Zudem hätten derartige Tests in ihrem ganzen Umfang noch unabsehbare Auswirkungen auf das Ökosystem Erde.

Peter Ansorge vom Forum InformatikerInnen für den Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt (FIFF) hält die Tests ohnehin für überflüssig. Die könnten längst durch Computersimulationen ersetzt werden. Daß das nicht passiert, dafür hat er nur eine Begründung: Es geht nicht um den Einsatz bestehender Atomwaffen, sondern augenscheinlich um die Weiterentwicklung nuklearer Waffen.

Daß die Öffentlichkeit durchaus aufgeschreckt ist, zeige sich schon allein an der Flut von Kettenbriefen, die zur Zeit im Internet verbreitet werden und sich gegen die geplanten Atomwaffentests richten. Ansorge: „Es besteht ein großes, massives Interesse an eine Verhinderung der Tests“.

Die Hiroshima-Mahnwache steht deshalb nicht ausschließlich im Zeichen des 50. Jahrestages des Atombombenabwurfs, sondern die Organisatoren wollen bewußt auch den Bogen zur Aktualität schlagen. So unterstützt das Bremer Friedensforum unter anderem den, bei Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, nicht unumstrittenen Boykottaufruf gegen Produkte aus Frankreich, der von der Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) initiiert wurde.

Die Gedenk- und Protestveranstaltung beginnt am kommenden Samstag um 11 Uhr auf dem Bremer Marktplatz, auf der neben Heinz-Jochen Zenker auch die DGB-Kreisvorsitzende Helga Ziegert reden wird.

Martin Schechtel

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