piwik no script img

Nölle mit der taz gegen die Linie 4 -betr.: Nölle/Linie 4 vom 3.8.1995

Betr.: Nölle/Linie 4 vom 3.8.95

Erscheint demnächst im „taz“-Verlag eine Neuausgabe des „Knigge für Politiker“ mit einem Geleitwort von Hattig und einem Druckkostenzuschuß der Horner Werbegemein- schaft? Klaus Wolschner hat sich anscheinend derart in die „Skandal“-Recherche um Nölles Wahlkampf zusagen ver- bissen, daß er gar nicht mehr checkt, für wen und wofür die „taz“ sich da als Copyshop hergibt.

In der Sache läßt der Bericht nur die Gebetsmühle der Autolobby nachklappern. Die von der Handelskammer scheinheilig geforderte Trasse durchs Hollerland würde abseits der Wohnbebauung Jahr für Jahr Millionenverluste einfahren. Hat „die Wirtschaft“ schon verlauten lassen, dieses Dauerdefizit sponsern zu wollen?

Der beschworene Verkehrsinfarkt durch die Linie 4 ist ein Popanz – seit Jahren fließt der motorisierte Individualverkehr im Abschnitt Horner Heerstraße in jeder Fahrtrichtung einspurig, und das ohne nennenswerte Beanstandungen. Wird das von der Breitreifenszene beharrlich ignoriert, weil nur ein Stau ihre Wahrnehmungsschwelle überschreitet? (Ausschlaggebend für Staus wären fehlende Abbiegespuren in Kreuzzungsbereichen, deren Beibehaltung ist in der Straßenbahnplanung aber vorgesehen.)

Zum Thema „Wahlversprechen“ hat bekanntlich Käpt'n Blaubär alles Notwendige und über das Sommerloch hinaus Gültige gesagt. Für mich taugen die Ehrpusseligkeiten um Nölle allenfalls für die Klatschspalte. Ich finde, daß der Intelligenzquotient der Politik nach Ende von Wahlkampf schlachten um ein paar Zehntelprozente steigen darf, und es ärgert mich, daß ausgerechnet die „taz“ die CDU auf eine politische Torheit festnageln will. Ein Skandal wäre es allerdings, wenn das überfällige und von vielen (nicht in der Handelskammer organisierten) Bewohnerlnnen Horn-Lehes lebhaft gewünschte ÖPNV-Projekt jetzt ausgerechnet mit Hilfe der „taz“ zu Fall gebracht oder auch nur um einen Monat verzögert würde.

Ottmar Hinz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen