piwik no script img

Atomtest in Kürze – Hubschrauberjagd

■ Greenpeace-Helikopter abgefangen / Marine nimmt Journalisten an Bord

Berlin (AP/AFP/rtr) – Wenige Tage vor dem für Anfang September geplanten Beginn französischer Atomwaffenversuche hat es am Moruroa-Atoll eine erste Konfrontation zwischen Umweltschützern und den französischen Streitkräften gegeben. Ein Militärhubschrauber hinderte einen Helikopter von Greenpeace daran, in den Luftraum über dem abgesperrten Atomtestgebiet im Südpazifik einzudringen.

Der neuseeländischen Rundfunk meldete von Bord des Greenpeace-Schiffes „Rainbow Warrior II“, daß ein französischer Hubschrauber den roten Greenpeace- Helikopter am Rande der Moruroa-Sperrzone abfing. Beide Maschinen hätten sich minutenlang umkreist, bevor sie wieder zu den Schiffen zurückkehrten, von denen sie gestartet waren. Greenpeace hat außer der „Rainbow Warrior II“ mit der „MV Greenpeace“, von der der Hubschrauber der Umweltschützer startete, und der Jacht „Vega“ zwei weitere Schiffe in das Seegebiet um das Atoll entsandt. Rund 30 Protestschiffe aus Neuseeland, Australien und von den Fidschiinseln werden in den kommenden Tagen in der Nähe des Atomtestgeländes erwartet.

Der französische General Paul Vericel erklärte derweil auf Moruroa, man sei sehr nahe davor, den ersten unterirdischen Sprengsatz zu zünden. Die letzten Vorbereitungen seien im Gange. Im Laufe des gestrigen Tages wollte die französische Marine 13 Journalisten an Bord ihrer Fregatte Prairial nehmen. Nach Angaben des Oberkommandos in Moruroa sind 350 Soldaten vor der Insel im Einsatz.

Der australische Minister für Südpazifikfragen, Gordnon Binley, kündigte an, er werde am Samstag an der Spitze einer Delegation nach Europa reisen und um europäische Unterstützung für einen Stopp der Atombombentests werben. Binley, der mit seiner Delegation am Sonntag in Frankfurt erwartet wird, erklärte, er wolle vor allem bei der deutschen und britischen Regierung um Beistand bitten. Außer Deutschland und Großbritannien plane er Frankreich, Belgien, Schweden, Dänemark, Österreich und die Niederlande zu besuchen.

Greenpeace forderte französische Unternehmen auf, sich gegen die Atomtests auszusprechen. In einer Anzeige in Le Monde hieß es, so würden „sie nicht das Ziel eines internationalen Boykotts“. Greenpeace werde eine Liste der kritischen Unternehmen veröffentlichen.

In Frankreich kocht derweil die Debatte über die Risiken der Tests hoch. Die Vorsitzende des regierungsunabhängigen französischen Atomforschungsinstituts CRI- Rad, Michèle Rivasi, sagte, Regierungsuntersuchungen verschwiegen oder bagatellisierten die Gefahr des Auseinanderbrechens des Atolls. Das französische Fernsehen (France 2) zeigte Bilder von einem Bohrloch in der Lagune von Moruroa. Im Text heißt es, die Radioaktivität unter dem Eiffelturm sei dreimal höher als an diesen Bohrlöchern vergangener Atomversuche. ten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen