piwik no script img

TU-Tower wird teurer

■ Rechnungshof prüft Kostenexplosion bei Sanierung von 40 auf 54 Millionen Mark / Uni weist Vorwurf von Baufilz zurück

Die Sanierung des früheren Telefunken-Hauses und heutigen TU-Towers am Ernst-Reuter- Platz wird erheblich teurer als geplant. Statt der vorgesehenen 42 Millionen Mark kostet die Modernisierung der Fassade und der Innenräume nun 54 Millionen. Ein nachträglich von der Bauabteilung der Technischen Universität erstelltes Brandschutzgutachten habe gravierende Mängel bei der Sicherheitsvorsorge des Hochhauses erbracht, sagte der Leiter der TU-Bauabteilung, Günter Ecker.

Gleichzeitig wies die Technische Universität Vorwürfe zurück, die Vergabe von Bauaufträgen sei zwischen Ecker und seinen Segelfreunden vom renommierten Potsdamer Yacht-Klub ausgemauschelt worden. „Es gibt keinen Filz“, sagte Kristina Zerges, Pressechefin der Technischen Universität.

Die Auschreibungen für die Bauarbeiten seien „korrekt nach der Landeshaushaltsordnung“ erfolgt, so Zerges. Alle Spekulationen, wonach Ecker die Sanierungskosten als zu niedrig angesetzt, Firmen trotz zu hoher Angebotssummen gefördert und einen Prüfungsbericht zurückgehalten haben soll, seien „unzutreffend“.

Ecker erklärte, daß die Aufträge öffentlich ausgeschrieben wurden und nicht etwa befreundeten Bauunternehmern aus dem Seglermilieu zugeschanzt worden sind. Ecker: „Ich habe ein gutes Gewissen.“ Der Planungsleiter ist der Vorsitzende des Potsdamer Yacht-Klubs und sitzt im Vergabeausschuß der TU.

Gleichwohl werden die Sanierungsarbeiten mehr Geld kosten als vorgesehen. Außerdem prüft der Berliner Rechnungshof die Mehrausgaben von 14 Millionen Mark, die aus der Haushaltskasse des Wissenschaftssenators gezahlt werden müssen. Statt das Gebäude vor Beginn der Bauarbeiten gründlich auf Mängel zu untersuchen, beschränkten sich die TU- Gutachter auf die Fassaden und Wände des Towers. Ecker: „Zuerst bestand der Auftrag darin, die Fassade zu sanieren.“ Erst im Laufe der Bauarbeiten habe sich herausgestellt, daß in den Zwischendecken und Wändflächen feuergefährliche Holzwolle lagern würde. Das Hochhaus entspreche nicht den heute gültigen Brandschutzbestimmungen. Darum müsse jetzt teuer nachgebessert werden.

Der Berliner Rechnungshof hat sich der Kostenüberziehung angenommen. Die Prüfung sei noch nicht abgeschlossen, sagte die Sprecherin des Rechnungshofes, Robinson. Von Unregelmäßigkeiten wollte die Sprecherin nichts wissen. Das Telefunken-Haus aus den sechziger Jahren, das von der TU genutzt wird, sollte bereits in den achtziger Jahren saniert werden. Seit 1992 ist in dem maroden Hochhaus nur noch ein Notbetrieb möglich gewesen. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen