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Luftkampf trotz Gebet

■ Nach drei Düsenjäger-Abstürzen geht in Schwaben die Angst um. Flugmanöver für ausländische Flugschauen

Krumbach (taz) – In Schwaben geht die Angst um. Innerhalb von knapp drei Wochen sind gleich drei Düsenjets der Bundeswehr abgestürzt und jedesmal schlugen die Flugzeuge nur wenige hundert Meter von Dörfern oder vielbefahrenen Straßen entfernt auf. „Es sind doch nur Glücksfälle, daß bewohnte Gebiete noch nicht getroffen worden sind“, sagt der Krumbacher Arzt Karl Fleischmann. „Seit dem Jugoslawieneinsatz ist die Intensität des Flugbetriebs besonders schlimm.“

Als am 25. August um 10.41 Uhr zwei Tornados des Jagdbombergeschwaders 34 (Jabo G 34) Memmingerberg in 3.000 Meter Höhe zusammenstießen und abstürzten, war in der bayerischen Marktgemeinde Babenhausen bei Krumbach sowie im württembergischen Grenzort Dettingen/Iller die Aufregung besonders groß. „Die waren schon den ganzen Vormittag geflogen wie verrückt, und ich hab' zu meinem Kollegen noch gesagt: Wenn die so weitermachen, passiert noch was“, berichtet ein Augenzeuge. Auch nachdem sich vergangene Woche eine Phantom F-4F des Jagdgeschwaders 74 aus Neuburg/Donau nur rund 15 Kilometer von der Tornado-Absturzstelle in die Erde bohrte, waren umfangreiche Luftkampfübungen vorausgegangen.

Seit diesen beiden Unfällen werden die Stimmen in Bayrisch- Schwaben immer lauter, die Bundeswehr müsse endlich die riskanten Flugübungen reduzieren oder sie über unbewohntem Gebiet durchführen. Im Brennpunkt der Kritik stehen vor allem die sogenannten „Displays“. Kunstflug unter anderem Namen ist das in den Augen des Vorsitzenden der Fluglärm-Bürgerinitiative Memmingen (FBI), Ernst Scholl. Der Kommodore des Fliegerhorstes Memmingerberg, Karlheinz Viereck, hingegen verteidigt diese Flüge. Von Kunstflug könne man dabei nicht sprechen, es seien notwendige Ausbildungsabschnitte, um bei Flugschauen im Ausland den Ausbildungsstand der Luftwaffe zeigen zu können.

„Die ziehen im Steigflug volle Pulle mit Nachbrenner hoch und kommen dann im Sturzflug bis auf 80 Meter runter. So donnern die dann über mein Haus. Das ist ein unbeschreiblicher und unverantwortlicher Lärmterror, der da veranstaltet wird.“ So schildert der 73jährige Rentner Werner Tolle seine Erfahrungen mit dem Tiefflug. Er will sich das nicht länger gefallen lassen. Tolle hat bei der Staatsanwaltschaft Memmingen Strafanzeige erstattet. Auch der evangelische Pfarrer Rainer Schunk ist sauer. „Seit Juli hat der Flugbetrieb wesentlich zugenommen.“ Besonders schlimm sei die Lärmbelastung bei Beerdigungen. „Wenn die nach 14 Uhr sind, starten die Flieger wieder raus. Da kommt es oft vor, daß man beim Gebet unterbrechen muß, daß man warten muß, bis der Krach vorbei ist.“ Die Sorge vor weiteren Abstürzen, sagt die Rektorin der Memminger Edith-Stein-Schule, Helene Mlynek, sei natürlich nach den jüngsten Unfällen besonders groß. Und Lehrerin Elisabeth Diefenthaler merkt an: „Die Konzentrationsschwierigkeiten bei den Schülern nehmen eindeutig zu.“

Bei der Bundeswehr will man von einem gestiegenem Flugaufkommen jedoch nichts wissen. Kommodore Viereck gibt zwar zu, daß auch bei ihm in jüngster Zeit vermehrt Beschwerden eingegangen sind, aber die seien nicht berechtigt. „Dreizehn Maschinen waren im kanadischen Labrador, wir sind also nur halb soviel geflogen“, versichert er. „Wenn Maschinen von Memmingerberg weg sind, üben andere Geschwader“, hat hingegen Werner Tolle beobachtet. Die bayerische Grünen-Abgeordnete Elisabeth Köhler hat sich den Protesten der Fluglärm-Bürgerinitiative angeschlossen. Vom Verteidigungsminister fordert sie eine rückhaltlose Aufklärung der Absturzursache der beiden Tornados. Die sollen nämlich durch Fehler der Besatzungen im Luftkampf verursacht worden sein. Dies wird von der Hardthöhe bislang jedoch als Spekulation bezeichnet. Klaus Wittmann

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